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Autor: Thomas Oelerich

Klimaschutz braucht Frieden! (von Michael Kettelhoit)

Die Klimakrise, gesellschaftliche Spannungen, die steigende Anzahl gewalttätiger Konflikte rufen bei vielen ein Gefühl der Verunsicherung hervor. Da liegt es nahe, mehr Sicherheit zu fordern. Viele denken dabei schnell an das Militär. Aus dieser Logik entstand in Deutschland das Sondervermögen für die Bundeswehr. Kann aber eine zunehmende Militarisierung eine passende Antwort auf die aktuellen Krisen sein? Sicher nicht – oder?

Wir stellen den Zusammenhang von Militär bzw. Kriegen und Klima bisher oft vor allem einseitig her. Die Klimakrise führt zu Ressourcenkonflikten, zu unbewohnbaren Gebieten, zu Migration und verschärft dadurch Gewalt und militärische Konflikte. Aber welche Auswirkungen haben das Militär und Kriege auf das Klima? Gibt es womöglich keine? Sicher nicht – oder?

Bei näherer Betrachtung wird schnell klar, dass militärische Aktivitäten einen großen Einfluss auf das Klima haben. Die Zerstörungen in einem Krieg treffen nicht nur Menschenleben, sondern auch die Infrastruktur und die Umwelt. Treibstofflager werden angegriffen, Wälder angezündet und Gebäude zerstört. Hochrechnungen für den Ukraine-Krieg gehen davon aus, dass dieser im ersten Kriegsjahr so viele Treibhausgase verursacht hat, wie Belgien im Jahr 2022. Kriege verschärfen also die Klimakrise. Aber selbst in Friedenszeiten ist die Klimabilanz des Militärs fatal, denn auch in Übungen stößt militärisches Gerät wie Panzer, Flugzeuge oder Kriegsschiffe massiv CO2 aus. Außerdem haben die Liegenschaften, Bauvorhaben und Lieferketten des Militärs negative Auswirkungen auf das Klima. Eine Studie des Conflict and Environment Observatory (CEOBS)[1] kommt zu dem Schluss, dass das Militär weltweit für 5,5% der Emissionen verantwortlich ist. In der Rangliste der Treibhausgasemissionen der Länder wäre dies die vierte Position nach Indien und noch vor Russland. Diese Größenordnung ist eine konservative Schätzung, da es kaum offizielle Zahlen gibt. Seit den Verhandlungen des Kyoto-Protokolls 1997 und auch im Pariser Klimaabkommen von 2015 gibt es keine Rechenschaftspflichten für das Militär, geschweige denn CO2-Reduktionsziele.

Wenn der Einfluss des Militärs auf das Klima so gravierend ist, bedeutet die Aufrüstung des Militärs eine weitere Verschärfung der Klimakrise. Meinen wir es mit dem Klimaschutz also ernst, dann müssen uns nicht nur aus friedensethischen Gründen gegen eine Kriegslogik und für gewaltfreie Konfliktbearbeitung einsetzen – auch Klimaschutz braucht Frieden!

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[1] Conflict and Environment Observatory (CEOBS) (2022): Estimating the military’s global greenhouse gas emissions, online unter: https://ceobs.org/wp-content/uploads/2022/11/SGR-CEOBS_Estimating_Global_MIlitary_GHG_Emissions.pdf

(Autor: Michael Kettelhoit, Referent der Evangelischen Friedensarbeit

Hinhören (von Michael Zimmermann, Dresden)

Ob unsere Zeit krisenhafter ist als die Vergangenheit, sei dahingestellt. Unstrittig ist die Vielzahl der Krisen, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind: Klima, Hunger, Energie, Krieg, Gewalt und Spaltungen. Das alles scheint schwer zu ertragen. Es ist nicht möglich, eines zu klären, ohne beim nächsten zu landen. Das verunsichert. Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich. Manche wenden sich einfach ab, stecken sich Stöpsel ins Ohr, verweigern Nachrichten oder lassen nur passende Informationen und Meinungen an sich heran. Andere vertrauen auf neue Schritte und bringen die Kraft für Aktionen auf.

In dieser Situation gehen wir auf die Friedensdekade zu, die nach Sicherheit fragt: „sicher nicht – oder?“. Abschottung oder Offenheit, wo ist das eine dran und wo das andere?

Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa wurde durch das Buch „Resonanz“ bekannt. In dem neuen Buch „Demokratie braucht Religion“ beschreibt er nicht nur unsere Gegenwart mit dem Begriff des „rasenden Stillstands“, sondern plädiert für eine Haltung des „hörenden Herzens“. Es reiche nicht, eine Stimme zu haben, die gehört wird, sondern es sind auch Ohren nötig, die andere Stimmen hören.

Ob das persönlich und in der Gesellschaft Sicherheit geben kann, wenn

  • im Konflikt zwischen zwei Menschen oder Gruppen die eine Seite auf die andere Seite hören könnte,
  • sich in Kirche und Gesellschaft nicht Abstand und Rückzug breit machen würde und im anderen nicht nur Gegner*innen gesehen werden, denen mal gesagt werden müsste, wie es richtig ist,
  • die Mächtigen andere Vorschläge als Gewalt und Ab-hören hätten?

Zuhören fordert Menschen nicht nur, wenn es um grundverschiedene Meinungen geht. Es bewahrt vor Manipulation, vor Geschichtsfälschung, vor Eskalation von Konflikten und vor der Illusion, mit einem Schwarz-Weiß-Denken dem Leben gerecht zu werden. Hören meint nicht zustimmen. Hinhören kann aber die Möglichkeit für Gemeinsames schaffen.

Frieden braucht deutliche Worte, aber vor allem offene Ohren. Dafür spricht sich Hartmut Rosa aus, wenn er für „hörende Herzen“ plädiert. Angeregt für diesen Begriff wurde er vom Traum des Salomo, der uns in der Bibel (1. Kön. 3) berichtet wird.

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Michael Zimmermann, Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsensim Landesjugendpfarramt, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

August 2023

Anzeigenvorlagen für Ihre Gemeindebriefe

Auch in diesem Jahr haben wir Anzeigen in verschiedenen Formaten für Ihre Gemeindebriefe, Ihre Homepage oder andere Publikationen vorbereitet.

Sie finden alle fünf Vorlagen (farbig wie s/w) in unserem Downloadbereich auf unserer Website. Wir freuen uns, wenn Sie diese Möglichkeit aufgreifen und mit den Anzeigen auf die Ökumenische FriedensDekade in diesem Jahr aufmerksam machen.

Sich festhalten (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

Wir alle kleben irgendwo. Die einen am Asphalt, andere an ihrer Überzeugung, die nächsten an der Tradition, ihrer Meinung, der Partei, den Erfahrungen, den Vorurteilen und Erkenntnissen. Wir kleben fest und kriegen die Finger nicht ab.

Vielleicht wollen wir das auch gar nicht. Weil es so schön bequem ist. Ich bin mir ja sicher: „Die anderen sind im Unrecht. Wenn alle so denken wie ich, dann passt es.“

Aber das funktioniert nicht! Wir sehen es gerade bei den Klimaklebern. Sie sind von einer berechtigten Angst getrieben und wollen maximale Aufmerksamkeit dafür. Doch ihr Festkleben auf öffentlichen Straßen führt meist nicht zum Nachdenken, sondern zur Eskalation. Menschen brüllen und zerren genervt an Plakaten und Jacken. Auch sie haben ihre Gründe. Die eine drückt die Arbeitszeit und der Chef, da will ein Vater sein Kind von der Kita abholen. Da fährt jemand sonst immer Bahn oder Rad – aber diesmal war ein Schrank abzuholen, der auf keinen Gepäckträger passt. Und es werden alle pauschal ausgebremst. Verbrenner und E-mobile stehen im gleichen Stau. Manche der Genervten waren sowieso längst sensibel für das Thema. Für sie sind die Klimakleber nicht gewaltfrei.

„Das muss sein! Oder ist das Randale?“ Darüber diskutieren Menschen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. Auch dieses Thema zerrt an Familien und an unserer Gesellschaft.

Ähnlich, wie vorher die Coronaregeln oder aktuell die Frage nach Waffenlieferungen.

Rio Reiser hat gesungen „Halt dich an deiner Liebe fest.“ Daran sollten wir uns festkleben: An der Liebe zum Leben. An der Liebe zur Schöpfung. An der Liebe zur Achtsamkeit. An der Liebe, die alle Gewalt überwindet. An der Liebe, die uns von festen Haltungen löst und frei macht für ein echtes Miteinander.

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Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

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