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Autor: Thomas Oelerich

Bundeswehr zum Technischen Hilfswerk transformieren (von Ralf Becker, Wethen)

Deutschland und Europa sollen und wollen mehr Verantwortung für ihre Sicherheit übernehmen. Unsere Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer versteht darunter die Ausweitung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr – die gleichzeitig auch der Durchsetzung deutscher Interessen dienen sollen.

Bestehende zivile Alternativen zu dieser Art von Politik sind nachhaltiger und dauerhafter in ihrer Wirkung – das zeigt ein Szenario der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das Szenario „Sicherheit neu denken – von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ lädt dazu ein, eine Zukunft zu denken, in der wir pro Jahr 80 Mrd. Euro in die zivile Krisenprävention und in die Vereinten Nationen anstatt in die Bundeswehr investieren. Grundlage sind bereits erprobte und realisierte Instrumente ziviler Prävention, gerechtes Wirtschaften, die Förderung nachhaltiger Entwicklung im Nahen Osten und Afrika sowie eine Wirtschafts- und Sicherheitspartnerschaft mit Russland bzw. der Eurasischen Wirtschaftsunion.

So könnte die OSZE zur polizeilichen Sicherheitsorganisation für Europa ausgebaut und die Bundeswehr komplett zum Technischen Hilfswerk transformiert werden. Dank jährlicher Investitionen in Höhe von 33 Mrd. Euro könnten wir die Vereinten Nationen und die OSZE zu starken und wirksamen Institutionen ausbauen. Dann könnten die Vereinten Nationen ihre Aufgaben in der weltweiten Friedenssicherung wirksam wahrnehmen. Und die Ernährungs-, Klima- und Flüchtlingshilfefonds der UNO wären endlich mit genügend Geld ausgestattet.

Es braucht eine gemeinsame Kampagne der Zivilgesellschaft und der Kirchen, um zu einem entsprechenden Paradigmenwechsel in der deutschen Politik zu kommen. Friedensfreund*innen aus der FriedensDekade können diesen Paradigmenwechsel, diese Umkehr zum Frieden, mitgestalten.

Ralf Becker ist im Auftrag der Evangelischen Kirche in Baden Koordinator der Initiative „Sicherheit neu denken“. Diese will einen Paradigmenwechsel in der deutschen Politik hin zu einer rein zivilen Sicherheitspolitik erreichen.

EKD-Friedensbeauftragter Renke Brahms: „Seit 40 Jahren engagieren sich Menschen für eine Umkehr zum Frieden“

Bonn/Wittenberg, 28.10.2020. Zehn Tage am Ende des Kirchenjahres für den Frieden beten, über die Wege zum Frieden nachdenken und Denkanstöße für die Gesellschaft geben. Seit 40 Jahren ist dies das Anliegen der Ökumenischen Friedensdekade. „Seit 1980 engagieren sich Menschen für eine Umkehr zum Frieden und zeigen, wie militärische und kriegerische Gewalt Schritt für Schritt überwunden werden kann“, würdigt Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Ökumenische Friedensdekade.

Umkehr zum Frieden, so lautet das Motto im Jubiläumsjahr, mit dem in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag auf die Vielzahl der verschiedenen Friedensthemen der vergangenen vier Jahrzehnte aufmerksam gemacht werden soll. „Und diese Themen haben nichts von ihrer Aktualität verloren“, ist der EKD-Friedensbeauftragte dabei überzeugt. Immer noch würden die Rüstungsausgaben weltweit weiter steigen, wieder würde eine atomare Aufrüstung den Frieden bedrohen und die Zahl der militärischen Konflikte zunehmen.

„Daneben erleben wir eine Zunahme des Nationalismus und des Rassismus überall in der Welt, in den Gesellschaften spüren wir eine wachsende Polarisierung, die Folgen des Klimawandels werden spürbar“, macht Renke Brahms deutlich. Da sei es sinnvoll, in den Tagen der Friedensdekade innezuhalten und über eine Umkehr zum Frieden nachzudenken und sich dafür stark zu machen, so der EKD-Friedensbeauftragte.

„In diesen 40 Jahren hat die Ökumenische Friedensdekade immer wieder wichtige Denkanstöße gegeben. Die friedliche Revolution in der früheren DDR ist eng verbunden mit der Friedensdekade, auch für die Friedensbewegung im Westen waren die zahn Tage am Ende des Kirchenjahres wichtiger Bestandteil der friedenspolitischen Debatten“, erinnert Renke Brahms.

„Die Kirche bringt sich in friedensethische und friedenspolitische Debatten ein, Christen engagieren sich in Friedens- und Umweltgruppen wie auch in der Flüchtlingshilfe. In der Ökumenischen Friedensdekade ist der Raum, von diesen Erfolgen zu erzählen und sie erlebbar zu machen“, ist der EKD-Friedensbeauftragte überzeugt. Dabei hofft er, dass sich daher auch in diesem Jahr wieder viele Kirchengemeinden an der Ökumenischen Friedensdekade beteiligen.

 

„Wer für Gerechtigkeit sorgen will, muss Frieden fördern und umgekehrt.“ (von Martina Basso, Berlin)

Drei Kinder sollen sich einen Kuchen teilen. Das erste Kind schlägt vor, ihn in drei gleich große Stück zu teilen (Gleichheit). Das zweite Kind möchte mehr als die anderen, weil es als einziges nicht zu Mittag gegessen hat (Grund-Bedürfnisse müssen befriedigt werden). Das dritte Kind möchte mehr, weil es am Kuchen backen maßgeblich beteiligt war (Leistung). Helfen könnte in so einer Situation ein Perspektivenwechsel, sich in die Lage der jeweils anderen zu versetzen: Wie würde ich es sehen, wenn ich in der Lage des anderen Kindes wäre?

Ich nähere mich aus den drei Blickwinkeln, die auch im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg angesprochen werden (Matthäus 20,1-16), dem Begriff „Gerechtigkeit“, nämlich über Gleichheit, (Grund-)Bedürfnisse und Leistung.

Gleichheit: Immer noch bin ich mir wie als Kind sicher, dass alle Menschen gleich sind. Gleich behandelt werden sie allerdings nur vor/von Gott.

(Grund-)Bedürfnisse: Alle haben ein Recht darauf, dass ihre Grundbedürfnisse abgedeckt werden können – was Grundbedürfnisse sind, ist in der jeweiligen Gesellschaft verhandelbar.

Leistung: Konkurriert häufig mit den beiden anderen Punkten. – Wie auch immer unterschiedliche Leistungen bewertet werden: Grundbedingung ist Fairness.

Wie ist das nun mit dem Kuchen? Auch wenn man sich in die Lage des jeweils anderen hineinversetzen kann, muss das nicht unbedingt zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung führen, wenn dennoch alle auf ihrer Position beharren. Vielleicht kann Psalm 85 helfen: „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen, dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue, und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.“ (V. 11–14). Da ist etwas Entscheidendes festgehalten: keine Gerechtigkeit ohne Frieden, kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Gerechtigkeit und Frieden leben von bzw. in Gleichzeitigkeit – im Psalm als Bild ausgedrückt: Sie küssen einander. Nicht nachgeordnet, nicht eines reduziert als Werkzeug zum Erreichen des anderen, nicht eines die Tugend, das andere ein statischer, utopischer Zustand, schreibt Fernando Enns. Wer für Gerechtigkeit sorgen und die sozialen Spannungen ausgleichen will, muss Frieden fördern und bewahren – und umgekehrt. Und das bedarf all unserer Nächstenliebe, Versöhnungsbereitschaft und unserer Bereitschaft zum Perspektivenwechsel – siehe die Kinder und der Kuchen.

Martina Basso ist Pastorin und Leiterin des Mennonitischen Friedenszentrums Berlin sowie Geschäftsführerin der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden.

 

„Wer für Gerechtigkeit sorgen will, muss Frieden fördern und umgekehrt.“ (von Martina Basso, Berlin)

Drei Kinder sollen sich einen Kuchen teilen. Das erste Kind schlägt vor, ihn in drei gleich große Stück zu teilen (Gleichheit). Das zweite Kind möchte mehr als die anderen, weil es als einziges nicht zu Mittag gegessen hat (Grund-Bedürfnisse müssen befriedigt werden). Das dritte Kind möchte mehr, weil es am Kuchen backen maßgeblich beteiligt war (Leistung). Helfen könnte in so einer Situation ein Perspektivenwechsel, sich in die Lage der jeweils anderen zu versetzen: Wie würde ich es sehen, wenn ich in der Lage des anderen Kindes wäre?

Ich nähere mich aus den drei Blickwinkeln, die auch im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg angesprochen werden (Matthäus 20,1-16), dem Begriff „Gerechtigkeit“, nämlich über Gleichheit, (Grund-)Bedürfnisse und Leistung.

Gleichheit: Immer noch bin ich mir wie als Kind sicher, dass alle Menschen gleich sind. Gleich behandelt werden sie allerdings nur vor/von Gott.

(Grund-)Bedürfnisse: Alle haben ein Recht darauf, dass ihre Grundbedürfnisse abgedeckt werden können – was Grundbedürfnisse sind, ist in der jeweiligen Gesellschaft verhandelbar.

Leistung: Konkurriert häufig mit den beiden anderen Punkten. – Wie auch immer unterschiedliche Leistungen bewertet werden: Grundbedingung ist Fairness.

Wie ist das nun mit dem Kuchen? Auch wenn man sich in die Lage des jeweils anderen hineinversetzen kann, muss das nicht unbedingt zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung führen, wenn dennoch alle auf ihrer Position beharren. Vielleicht kann Psalm 85 helfen: „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen, dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue, und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.“ (V. 11–14). Da ist etwas Entscheidendes festgehalten: keine Gerechtigkeit ohne Frieden, kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Gerechtigkeit und Frieden leben von bzw. in Gleichzeitigkeit – im Psalm als Bild ausgedrückt: Sie küssen einander. Nicht nachgeordnet, nicht eines reduziert als Werkzeug zum Erreichen des anderen, nicht eines die Tugend, das andere ein statischer, utopischer Zustand, schreibt Fernando Enns. Wer für Gerechtigkeit sorgen und die sozialen Spannungen ausgleichen will, muss Frieden fördern und bewahren – und umgekehrt. Und das bedarf all unserer Nächstenliebe, Versöhnungsbereitschaft und unserer Bereitschaft zum Perspektivenwechsel – siehe die Kinder und der Kuchen.

Martina Basso ist Pastorin und Leiterin des Mennonitischen Friedenszentrums Berlin sowie Geschäftsführerin der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden.

 

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