Worte aus Politik, Kirche und Gesellschaft bei bundesweiter Abschlussveranstaltung der Ökumenischen FriedensDekade 2023 in Cottbus
Mit dem bundesweiten zentralen Bittgottesdienst für Frieden in der Cottbuser Klosterkirche ist am Mittwoch, 22. November 2023, die Ökumenische FriedensDekade 2023 unter dem Motto „sicher nicht – oder?“ zu Ende gegangen. In ihren Grußworten auf dem anschließenden Empfang brachten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft ihre Hoffnung auf Frieden zum Ausdruck.
Bläserchorklänge auf dem Cottbuser Klosterplatz stimmten am frühen Abend in den ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche ein, der von der lokalen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Cottbus, dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) und der ACK in Deutschland gemeinsam vorbereitet worden war.
In dem Gottesdienst wirkten neben Mitgliedern der lokalen ACK auch der orthodoxe Bischof Emmanuel von Christoupolis aus Berlin, Monsignore Dr. Hansjörg Günther, Vorsitzender des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg und der anglikanische Reverend Christopher Easthill aus Wiesbaden für den Vorstand der ACK in Deutschland mit.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen von Susanne Drogan, Kirchenmusikerin der Klosterkirchengemeinde Cottbus, dem Gemeindepädagogen Markus Scholz, der extra für den Gottesdienst eine konfessionell gemischte Projektband zusammengestellt hatte, und Wolfgang Kühne, der den großen Bläserchor leitete.
Die Predigt hielt ein konfessionell gemischtes Team, das in einem gemeinsamen Schaffensprozess die Predigt erarbeitet hatte. Jugendliche der Jungen Gemeinde Cottbus führten mit einem eindrücklichen Theaterstück in die Hauptfrage der Predigt hinein: „Wie finden wir Sicherheit für jede und jeden einzelnen? Nicht nur für Ausgewählte – Menschen oder Völker“.
„Ein wichtiger Satz aus der Predigt ist für uns geworden: ‚Ich will mich an der Hoffnung festhalten‘“, gab Wolfgang Gürtler, Pfarrer der Klosterkirchengemeinde in Cottbus Einblick in die gemeinsamen Vorbereitungen. „Ich hatte da in meinem Teil geschrieben: Ich will an der Hoffnung festhalten. Und irgendjemand in der Gruppe hatte verstanden: Ich will mich an der Hoffnung festhalten. Das fanden wir dann alle viel besser“, berichtet Pfarrer Gürtler.
In seinem Grußwort zeigte sich Reverend Christopher Easthill aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) dankbar für die große Resonanz der FriedensDekade in diesem Jahr: „Schaut man in die sozialen Netzwerke, bekommt man einen Eindruck davon, wie viele Veranstaltungen in diesem Jahr im Rahmen der FriedensDekade bundesweit stattgefunden haben.“ Stellvertretend für das bundesweite Engagement von Gemeinden und Friedensgruppen vor Ort dankte der Anglikaner Easthill den anwesenden Friedensaktiven in Cottbus: „Es ist nämlich so wichtig, dass über den Frieden gesprochen wird und der Ruf nach Frieden nicht verstummt!“
Oberbürgermeister Tobias Schick übermittelte die Grüße der Stadt Cottbus und teilte seine Gedanken zum Frieden: „Frieden ist das wohl wichtigste Wort in unserer Zeit, und gleichzeitig eines der am meisten gefährdetsten. Vor allem deshalb, weil der Frieden weltweit in Frage gestellt wird. Ja, wir hätten lauter sein müssen. Nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, nicht erst seit der Terrorattacke der Hamas gegen die Juden in Israel ist der Frieden auf der Welt in Gefahr. Krieg und Gewalt, Hass und Entwürdigung sind noch immer Mittel gesellschaftlicher Auseinandersetzung und vermeintlich politischer Lösungen. Ich würde mich freuen, würde Frieden – und nicht Krieg – zum Dauerwort des Jahres, des Jahrzehnts, des Jahrhunderts. Denn Frieden ist neben der Würde jeder und jedes Einzelnen und der Freiheit die Grundlage für ein Zusammenleben verschiedener Menschen, ihrer politischen Ziele oder ihrer Religionen. Ich weiß, dass es im Moment nicht so aussieht. Aber wir dürfen die Hoffnung auf Frieden, einen gleichberechtigten, einen gerechten Frieden niemals aufgeben. Doch der Frieden muss verteidigt werden, und er muss verteidigungsbereit sein. Wenn es nicht anders geht, dann muss das auch mit Waffen geschehen, so schmerzlich das ist für alle, die das Wort Frieden ernst nehmen und ernst meinen.“
Die ehemalige Bürgermeisterin der Friedensstadt Osnabrück und diesjährige Friedensbotin der FriedensDekade, Lioba Meyer, erinnerte in ihrem Grußwort an große Gesten aus der Geschichte: „Gesten sagen manchmal mehr als Worte. Sie machen unverrückbar klar: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jene Würde, die nur im Frieden möglich ist, sie wird durch Hass, Gewalt und Krieg zerstört.“ Meyer gab zu bedenken: „Die Hoffnung auf Frieden liegt in der Hand derer, die der Macht misstrauen, den Spielregeln der Politik, des Militärs und der Wirtschaft“, und endete mit dem Appell: „Verlernen wir endlich Hass und Krieg! Das ist unsere einzige Zukunftsoption.“
Die Ökumenische FriedensDekade findet seit über vierzig Jahren rund um den Volkstrauertag, jeweils in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag, mit einem jährlich wechselnden Motto und Plakatentwurf, statt. Eine multilaterale Arbeitsgruppe erstellt in jedem Jahr passende Arbeitsmaterialien für Friedensgruppen und Gemeinden, die in lokalen Angeboten, Veranstaltungen und Aktionen bundesweit Verwendung finden.
Weitere Informationen stehen auf der Internetseite www.friedensdekade.de bereit.
Im nächsten Jahr findet die Ökumenischen FriedensDekade vom 10. bis 20. November 2024 statt.
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Pressemeldung der ACK in Deutschland vom 22. November 2023