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Autor: Thomas Oelerich

Gebet für alle (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

Alarmsirenen überall in Israel.

Es wird angegriffen. Es wird verteidigt.

Es wird geschossen, bombardiert, entführt und getötet.

Es wird beschuldigt und gejubelt, geklagt und erklärt.

Es wird solidarisiert und gratuliert.

Es wird gelitten.

Es wird gestritten um Land und um Heimat.

Doch es ist alles Gottes Land.

Im Osten, im Westen,

im Norden, im Süden. Überall.

Jeder Stein, jedes Tal, jeder Berg.

Wir sind Gäste.

Aber benehmen uns, als hätten wir Menschen alles selbst gemacht und dürften alles auch einfach so kaputtmachen.

 

Ich bete für alle, die im Nahen Osten jetzt Gewalt leiden an Körper und Seele.

Ich bete für alle, die durch Angriffe verletzt werden.

Ich bete für die Getöteten und ihre Angehörigen.

Ich bete für alle, die in Bunker und an geschützte Orte geflüchtet sind.

Ich bitte für alle, die das Dröhnen der Raketen und Drohnen nicht ertragen.

Ich bete für die Kinder in Israel und Palästina.

Ich bete für alle, die weinen.

Ich bete für alle, die um Freunde und Familie bangen.

Ich bete gegen die Angst, den Hass, die Gewalt:

Ich bete

Schalom alejchem! Salem aleikum! Friede sei mit dir! Amen

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Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

„Peace and pray“– App zur Ökumenischen Friedensdekade (12.-22.11.2023)

„Peace and pray“ bietet für jeden Tag der Ökumenischen Friedensdekade vom 12. bis 22. November 2023 einen Audio-Impuls zum Motto, ein Friedenslied sowie die Friedensgebete zum Hören und Nachlesen. Die App kann ab Ende Oktober 2023 kostenfrei in den Apple- und Google-Stores geladen werden. Sie ist für Einzelne ebenso nutzbar wie für Gruppen, die schnell auf einen Impuls oder ein Lied zurückgreifen möchten.

Impulse und Lieder kommen in diesem Jahr u. a. von Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Bischöfin Dr. Beate Hofmann (Kassel), Ministerpräsident Bodo Rammelow (Erfurt), Dr. Simone Wisotzki (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung), Landesbischof Friedrich Kramer (Magdeburg) , den Notenläufern (Auerbach), Kai Schmerschneider (Dresden), dem Gießener Vocalensemble und dem Figuralchor Dillenburg.

Organisiert wird „Peace and pray“ von den Friedensbeauftragten aus den Landeskirchen Sachsen, Mitteldeutschland, Pfalz, Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck.

Die FriedensDekade auf dem Handy oder Tablet: zum Hören, Mitbeten, Teilen, Engagieren.

Die App geht Ende Oktober online.

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Die App zur FriedensDekade ist eine Initiative der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM). Ermöglicht wurde die Entwicklung und Bereitstellung dieser App durch eine finanzielle Förderung durch den Verein für Friedensarbeit im Raum der EKD.

Kein Platz im Flieger (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

Plötzlich tönen Sirenen in Tel Aviv. Es ist Luftalarm! Eine evangelische Jugendgruppe aus Essen muss Schutz suchen. Dann die Hiobsbotschaft. Ihre Heimatflüge sind gestrichen. Erst Tage später können sie Plätze in einem Flieger nach Zypern ergattern. Endlich sind sie in Sicherheit. Gott sei Dank! Die Eltern sind heilfroh.

Wie viele unserer Landsleute haben in den letzten Tagen verzweifelt gebetet, aus Israel rauszukommen? Ich danke Gott für jeden der heil heimkommt!

Ich denke aber genauso an die Menschen, die in Israel ihre Heimat haben und ihr Land lieben. Sie sind dort zuhause. Terroralarm gehörte zu ihrem Alltag. Aber jetzt dieser brutale Terror und dieser Krieg? Sie erleben Mord und Bomben. Sie sind potenzielle Ziele für Hamas-Terroristen. Das ist für sie eine Katastrophe. Sie werden nicht ausgeflogen. Ich bitte Gott für jeden von ihnen um Schutz.

Ich bete für Deutsche und für Israelis. Ja. Aber ich bete auch für die Menschen in Palästina. Auch dort gibt es viele, die keine Messer wetzen und die nicht schießen. Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder, die um die Ermordeten weinen. Auch dort sind Menschen, die Angst vor dem haben, was jetzt passiert. Über eine Million Menschen sollen Nord-Gaza räumen. Das Perfide: die Terroristen hindern sie daran. Für die Flüchtlinge gibt es keinen Platz in irgendeinem Flieger, der sie fortbringt. Egal wohin.

Ich bete für sie alle. Ich bete mit biblischen Worten, die Juden und Christen vertraut sind:

Gott, segne uns und behüte uns.

Schau auf uns!

Lass dein Angesicht leuchten über uns.

Und gib uns Frieden. Überall. Amen.

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Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Krieg in Israel (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

Stell dir vor, du fährst zu einem Festival mit Hunderten Menschen, irgendwo auf dem Land.
Stell dir vor, deine Kinder fahren dorthin.
Stell dir vor, sie wollen Musik hören, Freundinnen treffen.
Stell dir vor, sie wollen tanzen, feiern, Spaß haben.

Letzten Samstag findet so ein Festival in der Nähe zu Gaza in Israel statt. Adi ist dabei, ihre Mutter Maizel zuhause weiß es.
Die Rhythmen der Raver wummern über den Platz. Es ist laut. So laut, dass Adi und die anderen das Dröhnen der Raketen nicht bemerken. Bis das Unvorstellbare passiert:
Plötzlich sind Terroristen auf dem Gelände. Sie schießen auf die verzweifelt Flüchtenden. Wahllos werden Menschen auf Pickups gezerrt und nach Gaza verschleppt.Über 260 Leichen werden gezählt. Mütter und Väter durchforsten Videos vom Terrorangriff nach ihren vermissten Kindern. Maizel entdeckt darauf ihre Tochter Adi. Maizel fleht die Entführer an:
„Bitte, bitte bleibt menschlich. Wir haben alle die gleiche DNA, wir sind alles nur Menschen.“

Und ich stelle mir vor, alle halten den Atem an.

Und ich selbst atme tief durch, und halte alles für möglich. Auch das Wunder.

Ich stelle mir vor, der große Gegenschlag bleibt aus. Die Geiseln kehren heim, die Toten werden bestattet.

Und die Lebenden schauen sich in die Augen. Erst langsam und vorsichtig. Denn die Augen sind verschleiert von Tränen und Schmerz.

Aber: es wäre da keine Rache.

Weil alle spüren: So kann – so soll es nicht weitergehen. Nicht diesseits und nicht jenseits des Zaunes. Auf beiden Seiten leben Menschen. Mütter und Töchter, Väter, Söhne und Großeltern. Und sie wollen nicht hassen, sie wollen leben und feiern und tanzen, essen und trinken und arbeiten.

Und ein Kind streckt die Hand aus. Und da landet eine Taube mit einem Ölzweig im Schnabel. Und es ist so still, dass man ihr Gurren hört. Stell dir das mal vor.

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Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

Wittenberg feiert “Friedensfest”: Debatte über Ukraine-Krieg

Die Schmiedeaktion “Schwerer zu Pflugscharen” in Wittenberg war vor 40 Jahren ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung. Die evangelische Kirche erinnert an den Jahrestag und kommt dabei auch auf aktuelle Friedensdebatten zu sprechen.

Wittenberg (epd). Bei einem „Friedensfest“ hat die evangelische Kirche in Wittenberg gemeinsam mit den LutherMuseen und weiteren Akteuren an ein historisches Datum erinnert. Vor 40 Jahren begann im Lutherhof die Schmiedeaktion „Schwerter zu Pflugscharen“, die zum Slogan der DDR-Friedensbewegung wurde. „Ich bin mir nach wie vor sicher, dass das Zeichen, das Friedrich Schorlemmer an diesem Ort 1983 gesetzt hat, eines der bedeutsamsten Symbole für alles bleibt, was danach passiert ist“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstagabend in Wittenberg.

Er sei damals von den Ereignissen tief bewegt gewesen und sei es in gewisser Weise bis heute, sagte der Landesregierungschef. Ausgangspunkt der damaligen Aktion sei gewesen, dass die atheistische Sowjetunion das biblische Wort von „Schwerter zu Pflugscharen“ in Form einer Skulptur aufgegriffen habe, die sie 1959 den Vereinten Nationen geschenkt habe. Die kirchliche Friedensbewegung in der DDR habe sich dann dieses Bibelworts bedient und die DDR-Oberen in die Situation gebracht, gegen Aufnäher mit diesem Symbol vorgehen zu müssen, so Haseloff.

Der Ministerpräsident, der selbst katholisch ist, erinnerte an aus seiner Sicht zwei bedeutsame Wendepunkte für den damaligen Ostblock: Die Wahl des polnischen Papstes Johannes Paul II. (1920-2005) im Jahr 1978 und die Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“. Am 24. September 1983 hatten sich im Wittenberger Lutherhof rund 600 Menschen versammelt und dabei zugeschaut, wie auf Initiative des Wittenberger Theologen und Pfarrers Friedrich Schorlemmer der Kunstschmied Stefan Nau ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedete. Mit dem symbolischen Akt sollte der Wunsch nach Frieden ausgedrückt werden.

Schorlemmer wurde später zu einem bedeutenden Akteur der Wendezeit ab 1989. Der 1944 in Brandenburg geborene Theologe war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA) und wechselte dann 1990 in die SPD. Während des „Friedensfests“ wurden Filmausschnitte eingespielt, in denen Schorlemmer zu Wort kam. Mit der Schmiedeaktion sei eine Bewegung gewachsen, die dazu beigetragen habe, dass das DDR-Regime im Herbst 1989 friedlich und ohne Waffen zusammengebrochen sei, betonte Haseloff.

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, erinnerte an den Weltfriedenstag der Vereinten Nationen, der am selben Tag begangen wurde. Kramer, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, bekräftigte bei einer Podiumsdiskussion seine Ablehnung von deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie seien nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems, sagte er. Dem widersprach Haseloff: „Wir sind aus der Geschichte schlauer geworden, dass man dem Bösen nicht den freien Lauf lassen darf“, sagte er unter Anspielung auf die NS-Zeit.

Im Hinblick auf die Polarisierung politischer Debatten erinnerte Kristin Jahn, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, daran, dass die evangelische Kirche immer auch ein Raum für gesellschaftliche Dialoge gewesen sei. „Wir sollten nicht zu schnell von politischer Färbung geprägte Statements setzen“.

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epd

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