Skip to main content

Autor: Thomas Oelerich

„PEACE AND PRAY“ – App jetzt online

Vom 10. – 20. November 2024 findet bundesweit die Ökumenische FriedensDekade statt. Sie lädt in ökumenischer Verbundenheit zum Friedensgebet ein. Das Motto der diesjährigen FriedensDekade: „Erzähl mir vom Frieden“.

Mit einer App wird das Material des Ökumenische FriedensDekade e.V. auf digitalem Weg ergänzt. Die App macht das Engagement für den Frieden mobil: ein täglicher Impuls zum Nachdenken als Push-Nachricht, ein Aktionsvorschlag und ein Friedenslied für jeden Tag. Dazu eine komplette Liturgie für ein tägliches Friedensgebet.

Ganz einfach verfügbar, an jedem Ort. So wird es Friedensengagierten leichter gemacht, eine Andacht zu feiern, sich gemeinsam unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ zu verbinden, zum Mitmachen einzuladen.

Passend zum Motto der diesjährigen FriedensDekade wird es für jeden Tag in der App eine Podcast-Folge geben (nähere Infos zum Podcast sind über diesen Link zu finden), in der Menschen aus aller Welt zu Wort kommen, die gewaltfrei auf Gewalt reagiert haben und mit ihrem Handeln beweisen: Gewalt muss nicht Gegengewalt erzeugen. Die Spirale der Gewalt kann durchbrochen werden.

Eine Perspektive gegen den Trend, denn im Zuge der sicherheitspolitischen Zeitenwende seit 2022 stellen sich militärische Ansätze zur Lösung gewaltvoller Konflikte zunehmend als alternativlos dar.

Die App Peace and pray steht kostenfrei für Android und IOS zum Download zur Verfügung. Einfach herunterladen: Peace and pray im App Store (apple.com) oder Peace and pray – Apps bei Google Play. Bitte aktualisieren Sie Ihre App über den AppStore, damit Ihnen die aktuellen Impulse angezeigt werden!!!

Erzähl mir DEINEN Frieden – ein Podcast

Im Podcast „Erzähl mir DEINEN Frieden“ kommen Menschen aus aller Welt zu Wort, die gewaltfrei auf Gewalt reagiert haben und mit ihrem Handeln beweisen: Gewalt muss nicht Gegengewalt erzeugen, die Spirale der Gewalt kann durchbrochen werden. Eine Perspektive gegen den Trend, denn im Zuge der sicherheitspolitischen Zeitenwende seit 2022 stellen sich militärische Ansätze zur Lösung gewaltvoller Konflikte zunehmend als alternativlos dar. In vielen Überlegungen und Debatten mangelt es schlicht an Vorstellungen, an Ideen, an realen Beispielen, wie nicht gewaltvolle und friedenslogische Handlungsmöglichkeiten aussehen könnten. Im Podcast sollen genau diese realen Beispiele hörbar werden.

Entgegen dem Brauch wurden die ersten elf Folgen gemeinsam veröffentlicht, denn kurz nach der Veröffentlichung findet im November 2024 die Ökumenische Friedensdekade statt. Der Podcast will die elf Tage der Dekade begleiten und findet sich auch in der APP „Peace and Pray“, die an jedem Tag der Friedensdekade einen Impuls, ein Friedenslied, eine Andacht und eine Friedensgeschichte bietet.

Der Podcast ist seit 22.10.2024 veröffentlicht und findet sich bei Spotify, Apple Podcast, YouTube und Podcast.de. Nachfolgend finden sich die voll ausgeschriebenen Links zu den jeweiligen Plattformen. Unter der Überschrift „Bewerbung“ sind außerdem Aushänge mit den entsprechenden QR-Codes, sowie Hinweise auf SharePi zu finden.

Das Konzept für diesen Podcast entstand im Kontext der Weiterbildung zur „Fachkraft für Friedensarbeit“ bei „Gewaltfrei Handeln e.V.“ als Projektarbeit. Finanziert wird das Projekt durch die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der EvangelischenKirche der Pfalz.

Spotify:

Apple Podcast:

https://podcasts.apple.com/de/podcast/erz%C3%A4hl-mir-deinen-frieden/id1759115234

YouTube:

Podcast.de:

https://www.podcast.de/podcast/3485573/erzähl-mir-deinen-frieden

„KRIEGSTÜCHTIG?“ (von Lioba Meyer)

MUSS PISTORIUS SICH KORRIGIEREN?

Sprache ist verräterisch. Ende Oktober 2023 erklärte Bundesverteidigungsminister Pistorius: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel (…) Wir brauchen ihn in der gesamten Gesellschaft (…) Wir müssen kriegstüchtig werden.“ Und er fordert Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime für die Bundeswehr. Diese Forderungen können nicht unwidersprochen hingenommen werden. Sie sind geschichtslos und gefährlich. Sie bergen die Gefahr, dass kriegsverherrlichende Rhetorik wieder salonfähig wird.

Boris Pistorius war in den Jahren 2006 bis 2013 Oberbürgermeister von Osnabrück, einer Stadt, die im Jahr 2023 den 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens beging. Der Friedensvertrag von 1648, der den grausamen Dreißigjährigen Krieg beendete, sollte jedem Oberbürgermeister Osnabrücks eine Verpflichtung sein. Darin heißt es: „Es sollen alle mit Worten, Schriften oder Taten zugefügten Beleidigungen (und) Gewalttaten (…) gegeneinander aufgehoben sein, auf dass alles (…) immerwährendem Vergessen anheimgegeben sei.“ Dieser Friedensschluss beweist, dass dauerhafter Frieden nur mit Verhandlungen gelingen kann, nicht mit Waffen und kriegerischer Rhetorik. Deshalb gilt der Westfälische Friede in dermodernen Friedens- und Konfliktforschung bis heute als Vorbild für die Beendigung von Kriegen.

Als ehemaliger Oberbürgermeister ist Pistorius natürlich mit dem Werk und Leben des ebenfalls aus Osnabrück stammenden Schriftstellers Erich Maria Remarque vertraut und sollte dessen Warnung vor den Gefahren von Kriegsbegeisterung kennen. Remarque warnt: „Krieg ist zu allen Zeiten ein brutales Werkzeug der Ruhmgier und Macht gewesen.“ Für Remarque wäre eine Tüchtigkeit zum Krieg undenkbar gewesen.

In seinem Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ schildert Remarque, wie junge Menschen durch Kriegspropaganda verführt werden und ihre Zukunft in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs verlieren.

Eine Schlüsselpassage dort lautet: „Wie sinnlos ist alles, was geschrieben, getan, gedacht wurde (…), wenn so etwas möglich ist, wenn die Kultur von Jahrtausenden nicht einmal verhindern konnte, dass diese Ströme von Blut fließen.“ Auch Henri Barbusse, französischer Pazifist und Autor des Kriegstagebuchs „Le Feu“ von 1916, Vorbild von „Im Westen nichts Neues“, fordert: „Man muss den Geist des Krieges in den Köpfen töten.“ Denn Krieg beginnt im Denken.

Angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine appellierten Prominente aus Osnabrück im Februar in einemBrief an den Verteidigungsminister, „alles Mögliche zu tun, um Wege und Perspektiven für Verhandlungen und für einen Frieden zu eröffnen“ Sie argumentierten, dass eine eindimensionale Fokussierung auf Militär und Waffen nur zur Verlängerung des Krieges führe. Pistorius schloss sich dieser Forderung öffentlich und ohne Einschränkung an. Der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel und der Krieg im Gazastreifen mit dem Leid der palästinensischen Bevölkerung unterstreichen die Dringlichkeit dieser Forderung.

Ein Blick zurück in die deutsche Nachkriegsgeschichte zeigt, dass es neben Verschweigen und Verdrängen auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Kriegsverherrlichung in Literatur, bildender Kunst, Film, Musik und Theater gab. Das Grundgesetz von 1949 formulierte eine klare Absage an Krieg und Kriegsrhetorik. Die Forderung der Präambel, „dem Frieden der Welt zu dienen“, bedeutete Verpflichtung zu verantwortungsvollem Handeln für den Erhalt des Friedens.

Die Forderung vo n Boris Pistorius, wir müssten „kriegstüchtig“ werden, steht im Widerspruch dazu. Er hat sich damit der Kriegslogik angeschlossen. Als Bundesverteidigungsminister ist er dem Friedensgebot des Grundgesetzes verpflichtet. Auch Sprache kann in den Köpfen Krieg vorbereiten.

Genau das meint Christa Wolf, wenn sie ihre Figur der Seherin Kassandra warnen lässt: „Wann Krieg beginnt, das kann man wissen. Aber wann beginnt der Vorkrieg? Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen. In Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was stünde da? Da stünde, unter anderen Sätzen: Lasst euch nicht von den Eigenen täuschen.“

__________________________

Der Text ist unserem 52-seitigem Arbeitsheft entnommen (S. 35), das jedem Gesamtpaket und jeder Materialmappe beiliegt.

AUTORIN

LIOBA MEYER, ehemalige Osnabrücker Bürgermeisterin und Kinderbuchautorin schrieb im Februar 2023 zusammen mit vielen anderen Osnabrücker Bürger:innen einen offenen Brief an Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er wird aufgefordert alle diplomatischen Wege und Kanäle für Friedensverhandlungen und eine baldige Beendigung des Krieges zu nutzen. Lioba Meyer war im Jahr 2023 Friedensbotin der Ökumenischen FriedensDekade

„Dona Nobis Pacem“

Die Kirchenmusikerin und Diplom-Kulturmanagerin Monika Hofmann, diesjährige Friedensbotin der Ökumenischen FriedensDekade, schreibt in ihrem Beitrag für das Arbeitsheft (Bestandteil von Gesamtpaket und Materialmappe, d. Red.) der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade: „Frieden ist wie das Erlernen eines Instrumentes und das Zusammenspiel in der Gruppe“. Lesen Sie hier den vollständigen Text und hören Sie hier das international online eingespielte Lied „Dona Nobis Pacem“.

„Wir von Brass for Peace e.V. singen und spielen vom Frieden: „Dona nobis Pacem“ – unser online-Projekt (2022)* mit Blechbläser*innen und Sänger*innen aus Deutschland, Frankreich, Sierra Leone, Sumatra und Palästina. Diese Friedensbitte schickten wir in die Welt.

Weltfrieden aber schaffen wir nicht. Wir „üben“ Frieden im Kleinen. Und mit den Kleinen: unseren christlichen und muslimischen Schüler*innen der Lutherischen Schulen in der Region Bethlehem/Westjordanland. In Blechbläserunterricht und Ensemblearbeit, seit 2009.

Frieden ist wie das Erlernen eines Instrumentes und das Zusammenspiel in der Gruppe. Man braucht einen langen Atem, darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn nicht gleich alles oder erstmal gar nichts klappt oder Rückschläge kommen. Oft fragen unsere Anfänger*innen frustriert: „Warum klingt es nicht so schön wie bei dir?“ Man muss üben, dranbleiben, sich motivieren. Dann schafft man es ins Ensemble, wo mehrere Stimmen miteinander musizieren. Anfangs ist es oft auch ein Gegeneinander: „Wer war hier falsch?“ „Warum spielst du wieder so laut?“

Zuhören und Hinhören lernen – ein langer Weg. Die Kinder merken bald, dass alle wichtig sind, sie akzeptieren sich. „Wer hat falsch gespielt?“ – ist nicht mehr so wichtig. Sie werden toleranter und helfen sich gegenseitig. Nach und nach spüren sie einen gemeinsamen Puls – unglaublich, jetzt entsteht Musik! Die Dirigenten leiten zwar die Proben und setzen musikalische Ziele, doch das Ergebnis ist ein gemeinsamer Erfolg! Das prägt fürs Leben. Das ist Friedensarbeit, für ein Leben in Hoffnung auf Frieden, trotz Besatzung und Krieg.“
__________________________

Monika Hofmann, Kirchenmusikerin und Diplom-Kulturmanagerin, lebt in der Pfalz und unterrichtet seit 2001 als Professorin für Posaune und Kirchliche Bläserarbeit an der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten, vorher war sie Landesposaunenwartin in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Posaunenchöre und die dort aktiven Menschen förderten und prägten sie seit ihrer Jugend. Ihre Unterrichtstätigkeit versteht sie immer auch als Herzensbildung.

Musikbegegnungen in fernen Ländern brachten ihr fremde Kulturen nahe. Auf Reisen in Israel und Palästina 2007 entstand die Idee zur Bläserarbeit an den dortigen Evangelisch-Lutherischen Schulen. 2009 wurde der Verein Brass for Peace gegründet. (www.brass-for-peace.de). Als ehrenamtliche zweite Vorsitzende verantwortet sie u.a. die organisatorische, inhaltliche und musikalische Ausrichtung der Projekte, immer in Kontakt mit den Menschen und Institutionen vor Ort. Von 2010 bis 2016 wohnte sie aus familiären Gründen mit Zweitwohnsitz in Betlehem. Dort erlebte sie viele Facetten des Nahostkonfliktes, die Besatzung und Gewalt und spürte, was „Nicht-Frieden“ mit Menschen macht. Ihre Erfahrung ist: Frieden ist mehr als nur das Gegenteil von Krieg.

_________________________

Hier der Link zum online eingespielten „Dona Nobis Pacem“:

https://www.youtube.com/watch?v=nCNyUDf0hu4

 

Feindbilder? – Unser Verhältnis zu Russland (von Felix Evers und Bettina Meinert)

Muss alles Russische „auf den Index“, weil Putin die Ukraine überfallen hat und ihm viele in der Bevölkerung folgen? Oder braucht es nicht gerade jetzt junge Menschen, die daran glauben, dass es irgendwann eine friedvolle Zukunft gibt, die auch Russland einschließt?

Es war einst Bundespräsident Roman Herzog, der den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärte. Zu diesen Opfern gehören – auch wenn sie öffentlich weniger im Blick sind – auch die mehr als eine Million (Hunger-)Toten, die bei der deutschen Belagerung Leningrads umkamen. Daran hat an diesem 27. Januar, genau 80 Jahre nach Ende der Blockade, der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, erinnert.

Hamburg verbindet mit Sankt Petersburg, dem ehemaligen Leningrad, eine Städtepartnerschaft. Für eine geplante Schulpatenschaft haben wir alle Einrichtungen besucht, die diese Freundschaft tragen. Mit einigen Schülerinnen und Schülern machten wir zudem einen Abschiedsbesuch im hiesigen Russischen Generalkonsulat, bevor es zum Jahreswechsel komplett geschlossen wurde. Wir konnten dabei sowohl Klartext über den völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine sprechen als auch Anekdoten und Erinnerungsbilder austauschen, die von den freundschaftlichen Jahrzehnten vor der Zäsur des 24. Februar 2022 künden. So lernten wir zu differenzieren, wie auch Jesus die Geister zu unterscheiden lehrte.

Wir erleben derzeit allzu oft das Gegenteil: Weil in Russland sehr viele Menschen für Putin sind, wird hierzulande alles, was

russisch ist – selbst Kunst, Musik und Literatur –, pauschal „auf den Index gesetzt“. Auf unsere Schule in Billstedt gehen Kinder aus mehr als 100 Nationen, darunter Russland und die Ukraine. Deshalb hissen wir niemals einseitig Flaggen, die bestimmte Schüler ausgrenzen würden, sondern beten gemeinsam um Frieden, Hand in Hand.

I have a dream, rief einst Martin Luther King: Ich habe einen Traum. Wir träumen davon, dass der 300. Geburtstag Immanuel Kants in nicht allzu ferner Zukunft ein deutsch-russisches kulturelles Gedenkfest mit Königsberg/Kaliningrad als Zentrum wird. Wir träumen davon, dass der große Jahrestag des Morgenländischen Schismas von 1054 bereits jetzt und in den kommenden 30 Jahren inhaltlich von den Geschwisterkirchen in Ost und West vorbereitet wird (inklusive radikaler Abkehr von Kriegsrhetorik mancher Patriarchen). Wir träumen davon, dass die Projekte des „Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ in Russland nach Kriegsende überlaufen sein mögen. Denn die Versöhnung von Jugendlichen über den noch tausendfach anzulegenden Gräbern dort, wo man sich früher mit Waffen gegenüberstand, bewirkt auf unüberbietbar niveauvolle Weise Frieden und Völkerverständigung im Heranwachsendenalter.

Wir träumen schließlich davon, dass die sozialen Medien dazu beitragen, dass sich in der Schulgeneration neue Freundschaften mit Russlands jungen Menschen entwickeln. Wir träumen davon, dass diese wie in der DDR zu einer unblutigen Revolution im größten Land dieser Erde führen, um endlich international die Kriegstreiber zum Schweigen zu bringen, die den nachkommenden Generationen ihr Recht auf Frieden, Freiheit und globale Familienzugehörigkeit – wirtschaftliche Prosperität inklusive – rauben. Nie wieder (Krieg!) ist jetzt.

___________________________________

Der Text ist entstanden unter Mithilfe von zehn Schülern der katholischen Schule St. Paulus in Hamburg-Billstedt, die zu Streitschlichtern ausgebildet wurden. Er ist der diesjährigen FRIEDENS-ZEITUNG der Ökumenischen FriedensDekade entnommen.

Felix Evers ist Pfarrer in Hamburg-Billstedt.
Bettina Meinert unterrichtet Religion und Sport an der katholischen Paulusschule in Hamburg-Billstedt.

0
    0
    Einkaufswagen
    Der Einkaufswagen ist leerZurück zum Shop
      Versand berechnen
      Apply Coupon