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Autor: Thomas Oelerich

Der Stern (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

An einem Kirchturm sehe ich ein großes Transparent aus Stoff. Bedruckt mit einer sparsamen Skizze: Ein Strich als Boden, zwei Striche machen zwei Wände, obendrüber bilden zwei weitere Striche das Dach. Alles ganz schlicht.

Und viele erkennen trotzdem: Hey, das ist doch der Stall von Bethlehem im jüdischen Land. Wo Jesus geboren wurde, ein jüdisches Kind.

Der Stall ist leer. Die heilige Familie, die Hirten und Könige – und auch die Tiere sind schon unterwegs, aufgebrochen irgendwohin.

Aber innen im Stall leuchtet immer noch ein Stern. Der Davidstern – Judenstern sagen manche auch. Dort in der Hütte ist er gut geschützt, von Wänden, Dach und Boden. Und das ist auch nötig.

Ich habe vor einigen Tagen die neue Synagoge in Magdeburg besucht. Kameras ringsum. Eine Sicherheitsschleuse. Polizei patrouilliert auf der Straße. An der Pforte kontrolliert ein Sicherheitsdienst. Und es wurde mir mulmig:

Sowas ist heute nötig. Bei uns. In Magdeburg.

Ganz in der Nähe stand schon mal eine Synagoge. Magdeburger haben sie komplett zerstört. Aus blindem Hass. So haben es unsere Vorfahren überall in unserem Land mit dem jüdischen Leben gemacht. Es liegt an uns, ob das wieder passiert.

Daran erinnert das Transparent am Kirchturm: Passt auf! Lasst uns gut aufeinander aufpassen. Dass nicht wieder solche Verbrechen geschehen. Weil jeder Mensch wertvoll ist. Jeder braucht ein schützendes Dach, ein Zuhause in Sicherheit. Jeder Mensch. Es liegt an uns.

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Januar 2024, von Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

Zwei Kinder- ein Impulstext zum Nahostkonflikt (von Peter Herrfurth, Magdeburg)

Der Finger wischt über das Display des Handys. Meine Augen bleiben an einem Foto hängen. Zwei Jungs, vielleicht 10 Jahre alt. Ich sehe sie von hinten. Ihre Arme haben sie sich gegenseitig über die Schulter gelegt. Es ist unübersehbar: sie sind Freunde!

Die Landschaft hinter ihnen ist karg. Aber sie stehen da und schauen ins Land. Was sehen sie dort?

Den Himmel, Hügel am Horizont, ein paar Büsche, einige Bäume. Orte, wo sie Fußball spielen können oder Verstecken. Vielleicht wollen sie aus trockenen Ästen eine Bude bauen. Alles, was Freunde eben so zusammen machen.

Was sehen die beiden Jungs vor ihren Augen? Schauen sie in ihre Zukunft? Vielleicht wollen sie mal dieses Land bestellen, mit dem Trekker über die Felder fahren, Bewässerungsanlagen planen oder Dattelplantagen anlegen. Oder mit Rucksack und Wasserflasche durch ihr Land wandern. Sie könnten später eine eigene Familie haben, Häuser bauen und miteinander im Schatten unter Bäumen feiern.

Vielleicht werden sie mit ihren Kindern zusammen in den Urlaub fahren. Und ihnen zeigen, wo sie aufgewachsen sind und welche Streiche sie anderen so gespielt haben, damals als sie kleine Jungs waren. Vielleicht wohnen sie auch weit voneinander entfernt. Doch sie telefonieren und besuchen einander. Sie erinnern sich, wie sie getobt und gelacht haben oder miteinander geweint, weil sie Hausarrest hatten und nicht zum Spielen raus durften.

Ich weiß nicht, was sie vor ihren Augen sehen. Ich sehe nur zwei Jungs von hinten. Sie haben die Arme einander auf die Schultern gelegt.

Sie sind Kinder. Einer trägt eine Kippa, der andere ein Palästinensertuch. Welche Zukunft werden sie haben?

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Dezmber 2023, von Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

Ökumenische FriedensDekade sucht grafisches Motiv für 2024: Plakatwettbewerb ausgeschrieben

Bonn, 04. Dezember 2023. Das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade hat einen Plakatwettbewerb für die Gestaltung des grafischen Motivs zum Motto 2024 ausgeschrieben. „Erzähl mir vom Frieden“ lautet das neue Motto, unter dem im kommenden Jahr vom 10. – 22. November die 44. Ökumenische FriedensDekade begangen wird.

Wie in den Vorjahren ist der Wettbewerb mit insgesamt 1.750 € für die besten drei ausgewählten Motive dotiert. Bis zum 22. Januar 2024 können Entwürfe zur grafischen Gestaltung des Jahresmottos eingereicht werden. Am 5. Februar wird die Jury des Gesprächsforums der Ökumenischen FriedensDekade die Auswahl vornehmen. „Wir hoffen wieder auf vielfältige Beteiligung am Plakatwettbewerb und sind zuversichtlich, auch für das Jahr 2024 zahlreiche ansprechende Entwürfe zu erhalten“, sagt Jan Gildemeister, Vorsitzender der Ökumenischen FriedensDekade e. V.

Grafiker*innen, Gestalter*innen und Agenturen ebenso wir Privatpersonen sowie Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Rahmenvorgaben, die bei der Gestaltung der grafischen Entwürfe unbedingt zu berücksichtigen sind, sowie Hintergrundtexte zum ausgewählten Jahresmotto „Erzähl mir vom Frieden“ finden sich auf den Internetseiten der Ökumenischen FriedensDekade unter www.friedensdekade.de.

Grafische Vorgaben finden sich als pdf-Datei hier.

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Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.friedensdekade.de.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Wiltrud Rösch-Metzler
Redaktion Ökumenische FriedensDekade
Telefon 07 11 – 2 62 67 20
plakatwettbewerb@friedensdekade.de

 

„Erzähl mir vom Frieden“ – Ökumenische FriedensDekade legt Motto für 2024 fest

Bonn/Frankfurt/Fulda, 29. November 2023. Auf seiner Sitzung in Fulda hat das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade das Motto für das kommende Jahr festgelegt. Es lautet: „Erzähl mir vom Frieden“. Im gesamten Bundesgebiet werden vom 10.- 20. November 2024 unter diesem Motto mehrere tausend Gottesdienste, Friedensgebete und Informationsveranstaltungen angeboten.

Mit dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ rücken die Trägerorganisationen positive Erzählungen von friedenstiftenden Initiativen in den Vordergrund. In einer Welt von derzeit 21 Kriegen, etwa in Israel/Palästina und in der Ukraine, deren Folgen für Menschen, Umwelt und den Weltfrieden verheerend sind, möchte die FriedensDekade das mehr und mehr vorherrschende Gefühl vieler Menschen aufgreifen, Frieden sei eine Illusion und nur mit Waffen und gewaltsamen Mitteln zu erreichen. „Es gibt sie, die positiven Geschichten von Menschen, Initiativen und Organisationen, die trotz Krieg und Gewalt mit gewaltfreien Mitteln für den Frieden eintreten und Wege der Versöhnung finden“, so Jan Gildemeister, Vorsitzender der Ökumenischen FriedensDekade e. V.

Dem Übermaß an negativer Berichterstattung, die von vielen als Überforderung empfunden werde, will die Ökumenische FriedensDekade mutmachende Geschichten sowohl aus Konfliktregionen als auch aus dem gesellschaftlichen wie nachbarschaftlichen Umfeld bei uns in Deutschland entgegenstellen. „Wir müssen nicht kriegstüchtig, sondern in erster Linie friedenstüchtig werden“, waren sich die Mitglieder des Gesprächsforums der Ökumenischen FriedensDekade in Fulda einig. Dazu gehöre auch, sich als gläubige Menschen dagegen zu verwahren, wenn der Name Gottes missbraucht wird, um Gewalt zu legitimieren.

Christinnen und Christen müssten sich jedweder Form von Feindbildern widersetzen und der Sehnsucht der Menschen nach Frieden und Gerechtigkeit Gehör verschaffen. „Uns geht es darum, unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ an die biblische Hoffnung auf ein gerechtes Leben für alle zu erinnern, auch in schwierigen Zeiten, in denen pazifistische Positionen kaum noch wahrgenommen, ja sogar verunglimpft werden. Die FriedensDekade will Hoffnungsbilder unter die Menschen bringen, will Anregungen geben, Polarisierungen  überwinden und Feindbilder in Frage stellen“, betont Jan Gildemeister.

Als biblische Bezugsquellen zum Jahresmotto wurden aus dem Kapitel 33 des Buches Genesis (AT) die Verse 1-20 und aus Kapitel 26 des Matthäus-Evangelium (NT) die Verse 47-52 ausgewählt.

Wie in den Jahren zuvor lädt die Ökumenische FriedensDekade in den kommenden Wochen Grafiker*innen, Agenturen sowie kreative Menschen zur Teilnahme an einem Plakatwettbewerb ein, mit dem das Jahresmotto „Erzähl mir vom Frieden“ gestalterisch umgesetzt werden soll. Das ausgewählte Motiv wird ab März kommenden Jahres als zentrales visuelles Element sowohl als Plakat als auch auf allen Bildungs- und Aktionsmaterialien eingesetzt.

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Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.friedensdekade.de.

„Verlernen wir endlich Hass und Krieg! Das ist unsere einzige Zukunftsoption.“

Worte aus Politik, Kirche und Gesellschaft bei bundesweiter Abschlussveranstaltung der Ökumenischen FriedensDekade 2023 in Cottbus

Mit dem bundesweiten zentralen Bittgottesdienst für Frieden in der Cottbuser Klosterkirche ist am Mittwoch, 22. November 2023, die Ökumenische FriedensDekade 2023 unter dem Motto „sicher nicht – oder?“ zu Ende gegangen. In ihren Grußworten auf dem anschließenden Empfang brachten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft ihre Hoffnung auf Frieden zum Ausdruck.

Bläserchorklänge auf dem Cottbuser Klosterplatz stimmten am frühen Abend in den ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche ein, der von der lokalen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Cottbus, dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) und der ACK in Deutschland gemeinsam vorbereitet worden war.

In dem Gottesdienst wirkten neben Mitgliedern der lokalen ACK auch der orthodoxe Bischof Emmanuel von Christoupolis aus Berlin, Monsignore Dr. Hansjörg Günther, Vorsitzender des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg und der anglikanische Reverend Christopher Easthill aus Wiesbaden für den Vorstand der ACK in Deutschland mit.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen von Susanne Drogan, Kirchenmusikerin der Klosterkirchengemeinde Cottbus, dem Gemeindepädagogen Markus Scholz, der extra für den Gottesdienst eine konfessionell gemischte Projektband zusammengestellt hatte, und Wolfgang Kühne, der den großen Bläserchor leitete.

Die Predigt hielt ein konfessionell gemischtes Team, das in einem gemeinsamen Schaffensprozess die Predigt erarbeitet hatte. Jugendliche der Jungen Gemeinde Cottbus führten mit einem eindrücklichen Theaterstück in die Hauptfrage der Predigt hinein: „Wie finden wir Sicherheit für jede und jeden einzelnen? Nicht nur für Ausgewählte – Menschen oder Völker“.

„Ein wichtiger Satz aus der Predigt ist für uns geworden: ‚Ich will mich an der Hoffnung festhalten‘“, gab Wolfgang Gürtler, Pfarrer der Klosterkirchengemeinde in Cottbus Einblick in die gemeinsamen Vorbereitungen. „Ich hatte da in meinem Teil geschrieben: Ich will an der Hoffnung festhalten. Und irgendjemand in der Gruppe hatte verstanden: Ich will mich an der Hoffnung festhalten. Das fanden wir dann alle viel besser“, berichtet Pfarrer Gürtler.

In seinem Grußwort zeigte sich Reverend Christopher Easthill aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) dankbar für die große Resonanz der FriedensDekade in diesem Jahr: „Schaut man in die sozialen Netzwerke, bekommt man einen Eindruck davon, wie viele Veranstaltungen in diesem Jahr im Rahmen der FriedensDekade bundesweit stattgefunden haben.“ Stellvertretend für das bundesweite Engagement von Gemeinden und Friedensgruppen vor Ort dankte der Anglikaner Easthill den anwesenden Friedensaktiven in Cottbus: „Es ist nämlich so wichtig, dass über den Frieden gesprochen wird und der Ruf nach Frieden nicht verstummt!“

Oberbürgermeister Tobias Schick übermittelte die Grüße der Stadt Cottbus und teilte seine Gedanken zum Frieden: „Frieden ist das wohl wichtigste Wort in unserer Zeit, und gleichzeitig eines der am meisten gefährdetsten. Vor allem deshalb, weil der Frieden weltweit in Frage gestellt wird. Ja, wir hätten lauter sein müssen. Nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, nicht erst seit der Terrorattacke der Hamas gegen die Juden in Israel ist der Frieden auf der Welt in Gefahr. Krieg und Gewalt, Hass und Entwürdigung sind noch immer Mittel gesellschaftlicher Auseinandersetzung und vermeintlich politischer Lösungen. Ich würde mich freuen, würde Frieden – und nicht Krieg – zum Dauerwort des Jahres, des Jahrzehnts, des Jahrhunderts. Denn Frieden ist neben der Würde jeder und jedes Einzelnen und der Freiheit die Grundlage für ein Zusammenleben verschiedener Menschen, ihrer politischen Ziele oder ihrer Religionen. Ich weiß, dass es im Moment nicht so aussieht. Aber wir dürfen die Hoffnung auf Frieden, einen gleichberechtigten, einen gerechten Frieden niemals aufgeben. Doch der Frieden muss verteidigt werden, und er muss verteidigungsbereit sein. Wenn es nicht anders geht, dann muss das auch mit Waffen geschehen, so schmerzlich das ist für alle, die das Wort Frieden ernst nehmen und ernst meinen.“

Die ehemalige Bürgermeisterin der Friedensstadt Osnabrück und diesjährige Friedensbotin der FriedensDekade, Lioba Meyer, erinnerte in ihrem Grußwort an große Gesten aus der Geschichte: „Gesten sagen manchmal mehr als Worte. Sie machen unverrückbar klar: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jene Würde, die nur im Frieden möglich ist, sie wird durch Hass, Gewalt und Krieg zerstört.“ Meyer gab zu bedenken: „Die Hoffnung auf Frieden liegt in der Hand derer, die der Macht misstrauen, den Spielregeln der Politik, des Militärs und der Wirtschaft“, und endete mit dem Appell: „Verlernen wir endlich Hass und Krieg! Das ist unsere einzige Zukunftsoption.“

Die Ökumenische FriedensDekade findet seit über vierzig Jahren rund um den Volkstrauertag, jeweils in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag, mit einem jährlich wechselnden Motto und Plakatentwurf, statt. Eine multilaterale Arbeitsgruppe erstellt in jedem Jahr passende Arbeitsmaterialien für Friedensgruppen und Gemeinden, die in lokalen Angeboten, Veranstaltungen und Aktionen bundesweit Verwendung finden.

Weitere Informationen stehen auf der Internetseite www.friedensdekade.de bereit.

Im nächsten Jahr findet die Ökumenischen FriedensDekade vom 10. bis 20. November 2024 statt.

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Pressemeldung der ACK in Deutschland vom 22. November 2023

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