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Schlagwort: Helsinki 1975

Komm den Frieden wecken – Erinnerung an einen Meilenstein der Friedensgeschichte

Wenn wir heute sagen „Komm den Frieden wecken“, dann meinen wir nicht nur das persönliche Aufstehen gegen Gewalt und Ungerechtigkeit, sondern auch das kollektive Erinnern: an Ideen, die dem Frieden Raum gaben. An Prozesse, die Vertrauen wachsen ließen. An Abkommen, die aus Misstrauen Verständigung formten. Die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von Helsinki gehört zu diesen Meilensteinen der Friedensgeschichte, gerade heute,  50 Jahre später. 

In einer Zeit erneuerter Spannungen in Europa erinnert Landesbischof Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter des Rates der EKD, an die historische Bedeutung dieses Vertragswerks. Am 1. August 1975, also vor einem halben Jahrhundert, wurde in Helsinki ein Dokument unterzeichnet, das die Grundlagen für friedliche Koexistenz in Europa stärkte.

„Dieses Dokument hat eine wichtige Rolle bei der Überwindung der deutschen und europäischen Teilung gespielt und auch zur Vertrauensbildung zwischen dem Westen und dem damaligen Ostblock beigetragen“, unterstreicht Landesbischof Kramer.

Was damals kaum vorstellbar schien, wurde Wirklichkeit: Die Mauer fiel, der Kalte Krieg endete, der Warschauer Pakt wurde aufgelöst. Kramer betont, wie wesentlich der Dialog zwischen den politischen Blöcken für diese Entwicklungen war – gerade weil er nicht auf Harmonie setzte, sondern auf Verbindlichkeit im Ungewissen. Die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, so der Friedensbeauftragte, war „ein großes Friedensinstrument in einer spannungsvollen weltpolitischen Phase“.

Verhandelt wurde seit 1973 zwischen insgesamt 35 Staaten, vom NATO-Raum bis zum Warschauer Pakt. In der Schlussakte verpflichteten sich die Unterzeichner unter anderem zur Unverletzlichkeit bestehender Grenzen, zur friedlichen Streitbeilegung, zum Gewaltverzicht und zur Einhaltung von Menschenrechten und Grundfreiheiten. Eben diese Menschenrechte wurden später zur Bezugslinie für Bürgerrechtlerinnen und Dissidenten in vielen Ländern Osteuropas. Kramer erinnert an Persönlichkeiten wie Václav Havel oder Andrei Sacharow, an Bewegungen wie Charta 77 oder Solidarność, und an die Rolle der Schlussakte für die Friedens- und Umweltgruppen in der DDR.

„Die friedliche Revolution von 1989 wäre ohne die KSZE-Schlussakte möglicherweise so nicht geschehen“, sagt Kramer, der selbst in der DDR aufwuchs.

Heute blickt der Friedensbeauftragte auch mit Sorge auf die Gegenwart. Weder das Blutvergießen im ehemaligen Jugoslawien noch die gewaltsame Abtrennung des Kosovo konnte durch KSZE- bzw. OSZE-Prozesse verhindert werden. Auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der Bruch des Völkerrechts bei der Annexion der Krim, stellen die europäischen Friedensstrukturen massiv in Frage.

Und doch bleibt Kramer hoffnungsvoll: „Angesichts der großen Spannungen in Europa wäre eine solche Konferenz so wichtig und nötig. Ich hoffe, dass dafür auch wieder die Zeit kommen wird, auch wenn es derzeit nicht danach aussieht. Aber nach der Niederschlagung des Prager Frühlings hat auch keiner an eine KSZE-Schlussakte geglaubt – und nur wenige Jahre später war sie Realität.“

Gerade das macht die Erinnerung an Helsinki 1975 so wertvoll: Sie lädt ein, scheinbar Unmögliches zu denken – und im Kleinen wie im Großen Räume zu schaffen, in denen Frieden wachsen kann.

Den Impuls weitertragen – mitmachen bei der FriedensDekade 2025

„Komm den Frieden wecken“ ist mehr als ein Motto – es ist ein Aufruf, Friedenslogik im Alltag sichtbar zu machen. Die Geschichte der KSZE zeigt: Frieden entsteht, wo Vertrauen wächst. Wo Menschen sich zuhören, aushalten, widersprechen – und dennoch gemeinsam bleiben. Nutzen Sie den Impuls für die inhaltliche Gestaltung Ihrer Veranstaltungen im Rahmen der FriedensDekade. Erzählen Sie von mutigen Dialogen, setzen Sie Zeichen in Ihren Gemeinden, Gruppen oder Schulen.

Die FriedensDekade 2025 findet vom 9. bis 19. November 2025 statt. Materialien, Plakate und Vorschläge zur Gestaltung sind im Shop der FriedensDekade erhältlich.

Mehr zur Aktion, aktuelle Beiträge und Hinweise zum Mitmachen finden Sie auf
👉 www.friedensdekade.de

Die vollständige Pressemitteilung des EKD-Friedensbeauftragten Friedrich Kramer finden Sie hier.

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