Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung: Gewissen braucht Orientierung
Kriegsdienstverweigerung im Fokus: – EAK ruft junge Menschen am internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung (15.05) zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt auf
In einer Zeit globaler Unsicherheit, wachsender Spannungen und hitziger Debatten um Wehrpflicht und Landesverteidigung erinnert die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung (15. Mai) daran: Junge Menschen brauchen Raum, um ihr Gewissen zu befragen – und Unterstützung bei dieser tiefgreifenden Entscheidung.
„Die eigene Haltung zum Wehrdienst oder zur Kriegsdienstverweigerung gehört zu den wichtigsten Entscheidungen, die einem jungen Menschen begegnen kann“, betont Gregor Rehm, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorstandsmitglied der EAK. Die EAK sehe es als ihre zentrale Aufgabe, junge Menschen auf diesem Weg zu begleiten.
Gewissensbildung braucht Gespräch, Material und Mut
Die Auseinandersetzung mit Fragen wie „Würde ich im Ernstfall zur Waffe greifen?“ oder „Was bedeutet es, heute für Frieden einzustehen?“ ist keine abstrakte Übung – sondern hochaktuell. In den vergangenen Monaten erhielt die EAK zahlreiche Anfragen zur Kriegsdienstverweigerung: von jungen Menschen, aber auch von aktiven Soldat:innen und Reservist:innen.
Diese zunehmende Unsicherheit ist auch eine Reaktion auf aktuelle politische Entwicklungen. Besonders der Beschluss des Bundesgerichtshofs vom Januar 2025 hat für Irritation gesorgt: Darin wird erwogen, das im Grundgesetz verankerte Recht auf Kriegsdienstverweigerung (Art. 4, Abs. 3) im Kriegsfall einzuschränken. Eine „bedenkliche Tendenz“, so Martin Tontsch, Mitglied im EAK-Vorstand und Mitarbeiter der Arbeitsstelle Kokon der bayerischen Landeskirche.
Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung muss geschützt werden
Im Fokus stand beim BGH-Fall die drohende Auslieferung eines ukrainischen Kriegsdienstverweigerers. In der Ukraine ist dieses Recht im Kriegsfall ausgesetzt – mit Konsequenzen: Wer verweigert, riskiert Haft. Für die EAK ist klar: Das ist nicht akzeptabel.
„Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht, gerade auch im Krieg“, erklärt Wolfgang M. Burggraf, Geschäftsführer der EAK. Verfolgten Verweigerern müsse Asyl gewährt werden – auch in Deutschland. Deshalb unterstützt die EAK auch die europaweite #ObjectWarCampaign, die sich für Deserteur:innen und Verweigerer aus Russland, Belarus und der Ukraine einsetzt.
Gewissensentscheidung braucht Orientierung – und gute Materialien
Um junge Menschen bei der Gewissensbildung zu unterstützen, hat die EAK Anfang Mai die neue Broschüre „Wehrdienst? Mein Weg!“ veröffentlicht – ein praxisnahes Heft, das informiert, reflektiert und ermutigt. Es richtet sich gezielt an Schüler:innen, Konfirmand:innen, junge Erwachsene und Multiplikatoren.
Kriegsdienstverweigerung bleibt notwendig – und aktuell
Die Frage nach dem eigenen Beitrag zum Frieden ist aktueller denn je. In Zeiten, in denen wehrhafte Demokratie mit militärischer Stärke gleichgesetzt wird, braucht es Menschen, die mutig für gewaltfreie Wege einstehen – und junge Menschen, die sich trauen, auf ihr Gewissen zu hören.
Setzen Sie ein Zeichen und nutzen Sie die Materialien in unserem Onlineshop. Auf Instagram gibt es regelmäßig aktuelle Einblicke, Impulse und Stimmen aus der Friedensarbeit – nicht nur am 15. Mai.