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Schlagwort: biblische Perspektive

Mit der Bibel gegen die Logik der Gewalt – Klara Butting eröffnet neue Friedensräume

Inmitten wachsender gesellschaftlicher Militarisierung und alarmistischer Sicherheitspolitik setzt die Bibelarbeit von Professor Dr. Klara Butting ein eindringliches Zeichen für geistige Abrüstung. Im Rahmen des Ökumenischen Friedenszentrums in Hannover – parallel zum Deutschen Evangelischen Kirchentag – rief die Theologin am 3. Mai dazu auf, sich der biblischen Friedensbotschaft als kritischem Widerspruch zur „Zeitenwende“-Rhetorik zuzuwenden.

Diese Befreiung von der Logik der Gewalt, die beim Bibellesen geschieht, ist keine spirituelle Weltflucht“,

betont Klara Butting. Im Gegenteil: Krieg und Gewalt bilden oft den Hintergrund der biblischen Texte. Gerade darin liege ihre Sprengkraft: Die Schöpfungsgeschichte etwa beginne „wie ein von Krieg verwüstetes Land“. Doch durch Gottes schöpferische Zuwendung werde ein Neuanfang möglich. „Leben entsteht durch Zuwendung. Ein geschützter Raum entsteht.“

Die Theologin spricht der Bibel eine theologische Friedensführung zu – nicht als Idealismus, sondern als politische Gegenkraft: „Unsere Glaubensüberlieferung beginnt mit der Abrüstung Gottes!“ Die Schöpfung sei Widerspruch gegen die Überhöhung von Gewalt – ein Denkraum für friedensethische Orientierung. Butting fordert auf, Gottes Frieden nicht nur als Fernziel, sondern als „Akteur in der Zeit“ zu begreifen.

Die Geschichte von David und Goliath belege das deutlich: „Der Weg der militärischen Aufrüstung wird in dieser Erzählung explizit als ungehbar abgelehnt.“ David ziehe die Rüstung aus, konfrontiere Goliath unkonventionell. „Der militärisch aufgerüstete Feind geht letztendlich an seiner eigenen Aufrüstung zu Grunde.“ Auch wenn die Erzählung nicht gewaltfrei sei, breche sie die Fixierung auf Gewalt auf. „Hier gibt es eine Unterbrechung der Gewalt in einer Welt, die nicht gewaltfrei ist.“

Der biblische Sabbat, das Friedensbild in der Offenbarung und Gottes „Weltwärts-Bewegung“ gegen Gewalt machen für Butting deutlich: „Es geht nicht um Unvernunft, sondern um Wege, die es noch nicht gibt. Ungeahntes, noch nicht Dagewesenes kann in die Wirklichkeit einbrechen. Vielleicht auch Frieden.“

Diese tiefen Einsichten sind in der vollständigen Bibelarbeit von Klara Butting (PDF) nachzulesen .

FriedensDekade 2025

Die FriedensDekade 2025 steht unter dem Motto „Komm den Frieden wecken“. In einer Zeit, in der Politik und Öffentlichkeit wieder über „Kriegstüchtigkeit“ und „Zeitenwenden“ diskutieren, sind Räume wie das Ökumenische Friedenszentrum und Stimmen wie die von Klara Butting nötiger denn je.

Unterstützen Sie die FriedensDekade – mit Ihrer Spende, durch die Nutzung von Materialien in Gemeinden, Schulen und Initiativen. Kommen Sie an unserem Stand beim Deutschen Evangelischen Kirchentag vorbei. Sie finden uns in Halle 5 am Stand K30.

Frieden braucht Widerspruch. Und Menschen, die ihn wecken.


Kurze Bio von Klara Butting:

Professor Dr. Klara Butting ist Theologin und Expertin für biblisch-politische Bildung. Sie ist am Zentrum für biblisch-politische Bildung Woltersburger Mühle tätig und hat sich intensiv mit der Verbindung von Bibel, Gewalt und Frieden auseinandergesetzt. Besonders bekannt ist ihre Arbeit zu biblischen Texten im Kontext der Friedensethik, die sie in zahlreichen Vorträgen und Bibelarbeiten wie der am 3. Mai 2025 im Ökumenischen Friedenszentrum in Hannover präsentiert hat. Ihr Fokus liegt auf der Bedeutung der Bibel als Quelle für die Überwindung von Gewalt und der Förderung von Frieden in der heutigen Welt.


Klara Butting
Friede – die Mutter aller Wesen
Bibelarbeit 1. Mose 1 am 3. Mai 2025, Ökumenisches Friedenszentrum Hannover

Wir erleben gegenwärtig eine Militarisierung der gesamten Gesellschaft wie es sie seit 1945 nicht mehr gegeben hat. Diese Befreiung von der Logik der Gewalt, die beim Bibellesen geschieht, ist keine spirituelle Weltflucht. Krieg und Gewalt bleiben nicht außen vor, wenn wir Bibel lesen. Sie bilden von Anfang den Hintergrund der Texte. Gleich am Anfang wird das deutlich.

Wir hören:

„Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“.
Und dann, gleich in der nächsten Zeile wird die Erde „wüst und leer“ (tohuwabohu) genannt.
Wüst und leer – diese Worte charakterisieren die Situation, in der über einen Anfang einen Neuanfang nachgedacht wird.

„Wüst und leer,“ – das sind Worte über ein von Krieg verwüstetes Land. Das Land rund um Jerusalem nach dem Siegeszug des babylonischen Heeres im 6. Jhr. v. Chr wird mit diesen Worten beschrieben, in Bildern, die wir aus den Nachrichten kennen: „Ich sah die Erde: Sie war wüst und leer (tohu wabohu)“, klagt der Prophet Jeremia.

Die Vögel –verschwunden.
Das fruchtbare Land – eine Wüste. alle Städte zerstört.“
(Jeremia 4,23-26.)

Die Truppen des babylonischen Imperiums sind mordend und brandschatzend über das Land hergefallen. Viele der Arbeitsfähigen wurden nach Babylon zum Arbeitsdienst verschleppt.

Das Land ist verwüstet und menschenleer.

Und dann passiert etwas Verrücktes. Etwas Neues geschieht!
Nicht durch Gewalt, sondern durch Zuwendung öffnet sich ein Ausweg.

„Gott sprach: es werde Licht! Und es ward Licht!

Gott spricht. Durch Worte wird ein grundsätzlicher Neuanfang möglich. Und dann: Gott sah das Licht, dass es gut ist;

Leben entsteht durch Zuwendung.

Wo sich die Augen treffen entstehst du. …

Es gibt dich
weil Augen dich wollen, dich ansehen und sagen dass es dich gibt.

Um in dieser Zeit unseren Geist hilft es, die Bibel aufzuschlagen hat Hilde Domin darüber gedichtet, dass Angesehen werden und Schöngefunden werden schöpferisches Tun ist. („Es gibt dich“, 208):

Das nächste Verb ist „trennen“. „Gott trennte das Licht von der Finsternis“ (1 Mose 1,4) Ein geschützter Raum entsteht. Die Finsternis wird das Licht nicht überwältigen können. Und schließlich: „Gott nannte das Licht Tag,“ (1 Mose 1,5)! „Beim Namen gerufen werden“ – das heißt eine Bedeutung bekommen für andere und für Gottes Geschichte.

Diese Alltägliche Verben „sprechen“ „ansehen“, „trennen“, „beim Namen rufen“ kehren in diesem ersten Kapitel der Bibel, der so genannten Schöpfungsgeschichte, immer wieder und machen hörbar, wo wir mit Gottes schöpferischer Kraft zu rechnen haben. Heute wo ich angesprochen werde, schön gefunden werden, wo ich behütet werde, wo mein Name genannt wird, d.h. mir etwas zugetraut wird und ich mitmachen darf.

Vielleicht hören wir nicht sofort, wie besonders das ist, weil die Worte der Schöpfungsgeschichte entweder zu fremd oder zu vertraut sind. Weiterlesen

 

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