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2. Februar 2019

Krieg 3.0 oder alles halb so schlimm?

von Jan Gildemeister, Vorsitzender der Ökumenischen FriedensDekade e. V.

2018 vor 400 Jahren: Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Vordergründig ging es um die Frage, welche Konfession sich in Europa durchsetzt. Faktisch ging es um Macht und Einfluss. Söldnerheere zogen brandschatzend durch die Länder.

2018 vor 100 Jahren: Ende des Ersten Weltkrieges. Auch hier ging es um Machtinteressen, die Diplomatie versagte, Freiwilligenheere zerstörten Dörfer und Städte. Giftgas wurde eingesetzt.

2018 vor 70 Jahren: Bildung der UNO, „um künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat“.

2018 vor 70 Jahren: Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Dieser positionierte sich eindeutig: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“

Wo stehen wir heute? Befinden wir uns vielleicht schon aufgrund der „Stellvertretungskriege“ in Syrien oder im Jemen, von Terroranschlägen und extralegalen Tötungen durch US-Drohnen in Afghanistan sowie Cyberwar-Attacken im Netz im permanenten Krieg? Oder ist alles halb so schlimm? Schließlich stagniert die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit. Nach dem Heidelberger Konfliktbarometer waren es 2017 20 Kriege (2016: 18) und 385 Konflikte, von denen die Hälfte gewaltsam ausgetragen wurde. Im Großen und Ganzen funktionieren die Institutionen und Mechanismen, die Kriege verhindern sollen, recht gut, oder?

Angst vor einem dritten Weltkrieg oder Verzweiflung angesichts der scheinbar nicht zu stoppenden Kriege in Syrien, im Jemen oder in Mali sind nachvollziehbar, erschweren aber den nüchternen Blick auf das, was kriegstreibend ist und auch auf das, was dagegen bereits unternommen wird und noch verstärkt werden sollte.

In Medienberichten oder in Reden von Politiker*innen wird der Eindruck erweckt, als ob wir zunehmenden Bedrohungen ausgesetzt sind und uns dagegen militärisch schützen müssen, nur so könne unsere Sicherheit gewährleistet werden. Wer sich mit den Behauptungen näher auseinandersetzt, stellt schnell fest, dass die beste Vorbeugung vor vielen „Bedrohungen“ der Abbau von Ungerechtigkeit und ein besserer Klimaschutz wären. Wenn es um den Schutz vor (militärischer) Gewalt geht, so zeigen wissenschaftliche Studien, dass es u.a. eines Ausbaus der Friedens- und Versöhnungsarbeit, der Diplomatie sowie der Stärkung internationaler Institutionen bedarf – und nicht „mehr Militär“ und neuer Waffensysteme.

Die Tendenz geht heute zu vollautomatischen Waffen. Menschen übernehmen so immer weniger Verantwortung für die Kriegsführung, das Gewissen bleibt auf der Strecke. Versuche auch von Kirchen, diese Entwicklungen zu stoppen, um ein breites ethisches Nachdenken zu ermöglichen, lehnen (u.a.) die NATO-Staaten ab.

Notwendig ist, dass die Bevölkerung besser informiert wird und ein „Wegschauen“ nicht mehr möglich ist. Hier ist jede und jeder gefordert: Ob in persönlichen Gesprächen, durch Diskussionen in (Jugend-)Gruppen oder durch Veranstaltungen im Rahmen der Ökumenischen FriedensDekade: Aufklärung tut not. Hilfreich sind dabei die vielfältigen Angebote und Konzepte der Friedensbildung, wie sie beispielsweise die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden entwickelt hat.

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