Zum Hauptinhalt springen
21. Oktober 2020

Für ein humanes und soziales Europa (von Lydia Funck, Diemelstadt-Wethen)

Mit Sorge und ungläubigem Kopfschütteln wurde ich in diesem Jahr Zeitzeugin: Großbritannien verlässt als erster Staat die Europäische Union. 2012 noch mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, scheint nun das Friedens- und Versöhnungsprojekt Europa in Gefahr.

Ein zentrales Thema der Union ist Sicherheit, verstanden vor allem als militärische Sicherheit. Sie plant in den kommenden Jahren, Gelder in besorgniserregender Höhe in Militarisierung zu investieren. Aber ein gemeinsames Handeln im Blick auf die menschenunwürdigen Zustände an den Außengrenzen gelingt nicht. Stattdessen nimmt sie tatenlos überfüllte Flüchtlingscamps in Kauf und verweigert Menschen in Seenot Hilfe.

Ist das noch einer Friedensnobelpreisträgerin würdig? Nein. Hat die EU überhaupt noch eine Zukunft angesichts ihrer aktuellen vielfältigen Krisen? Ich meine: ja – mit einer radikalen Umkehr zum Frieden!

Es gilt, der EU, den Mitgliedsstaaten und den Europäer*innen wieder die einenden Gründungswerte und Grundlage ihrer Stärke und auch ihrer Sicherheit in Erinnerung zu rufen: Einsatz für Versöhnung, Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Menschen- inkl. der Minderheitenrechte. Und es gilt, lautstark zu bezeugen und aktiv umzusetzen, dass wir uns aufgrund unseres christlichen Glaubens für ein humanes und soziales Europa einsetzen!

Trotz und gerade wegen der aktuellen Herausforderungen, ist es mir als Christin und Europäerin wichtig, gemeinsam zu handeln – grenzüberschreitend, ökumenisch und interreligiös – und umzusetzen, wozu sich die Kirchen Europas 2001 gemeinsam in der Charta Oecumenica verpflichtet haben: sich dafür einzusetzen, dass in Europa Menschenrechte, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität zur Geltung kommen. Lassen wir uns dafür von der Gewaltfreiheit Jesu inspirieren und arbeiten an der Unterstützung von solidarischen Aktionen von und mit Kirchen in Europa und weltweit, um das ­Friedensprojekt Europa mit Leben zu füllen.

Lydia Funck ist Generalsekretärin des europaweiten, ökumenischen, friedenskirchlichen Netzwerks von Church and Peace e. V., www.church-and-peace.org

Weitere Artikel

Komm, den Frieden wecken – Warum das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ aktueller ist denn je

24. April 2025
Zum MDR-Beitrag vom 20. März 2025 über das Friedenszeichen „Schwerter zu Pflugscharen“ der christlichen Friedensbewegung Am 20. März 2025 rückte der…

Kirchentag 2025 in Hannover: Frieden wecken statt Kriege führen

22. April 2025
Kirchentag Hannover 2025: Frieden leben – von der Tradition zur Zukunft Wenn Hannover vom 30. April bis 4. Mai 2025 Gastgeber des 39. Deutschen Evang…

In Gedenken an Papst Franziskus – Ein Leben für den Frieden

21. April 2025
Am Ostermontag, dem 21. April 2025, ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren verstorben. Die ökumenische FriedensDekade trauert um einen Papst, de…
0
    0
    Einkaufswagen
    Der Einkaufswagen ist leerZurück zum Shop
      Versand berechnen
      Apply Coupon