Golgatha 2022 – ukrainische Passion (von Peter Herrfurth, Magdeburg)
Golgatha 2022 – ukrainische Passion
Kreuze säumen die Straße. Soldaten patrouillieren davor. Frauen und Kinder stehen da und weinen. Der Himmel verdunkelt sich. Ein Beben geht durchs ganze Land. Der Vorhang zerreißt. Es riecht nach Tod. Golgatha wohin man schaut: in Bucha, Mariupol, Odessa, Kiew, Charkiw und in vielen Orten der Ukraine. Es ist Karfreitag. Schon seit Wochen.
Die Kreuze sind Panzerkreuze. Sie wurden rasch aus Stahlträgern zusammengeschweißt. Frauen und Kinder verlassen ihre Heimat zu Millionen. Heimkehr auf lange Zeit ungewiss. Der Himmel verdunkelt sich im Qualm der brennenden Häuser, Panzer und Industrieanlagen. Es stinkt zum Himmel.
Der hohe Priester in Moskau feiert indessen fromm Gottesdienst, statt den Mund aufzumachen – oder wenigstens zu weinen über das unermessliche Leid der Kinder Gottes. Putin wäscht seine Hände in Unschuld wie einst Pilatus – und befiehlt bereits den nächsten Angriff.
Ostern ist weiter weg als drei Tage. Der Frieden begraben. Leben zerstört.
Jetzt zeigen Nachbarn ZUSAMMEN:HALT. Ungezählte Hilfskonvois hatten sich auf den Weg gemacht. Menschen haben Material und Geld gesammelt, Wohnungen bereitgestellt, Feldbetten aufgebaut, Getränke verteilt. Sie helfen bei Behördengängen, geben Sprachkurse, treffen sich zu Friedensgebeten, spielen mit den Kindern und zeigen: ласкаво просимо – Herzlich willkommen! Lauter kleine österliche Hoffnungszeichen.
ZUSAMMEN:HALT heißt miteinander auszuhalten. Heißt gemeinsam den Krieg zu verdammen, zu demonstrieren: „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein – um der Menschen willen!“
Ostern ist nicht, wenn der Ölpreis fällt und die Regale wieder voll sind, sondern wenn die Waffen schweigen und die Truppen abmarschieren. Wenn der Schutt beseitigt wird und die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Wenn das Leben aller als heilig geachtet wird.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg, MItglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade