„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Mt 5,9 (von Peter Herrfurth, Magdeburg)
Frieden stiften! Ja, wer will das nicht? Ok, Putin nicht. Der hat Krieg angestiftet. Und befeuert. Und lässt töten, vernichten, bombardieren, einberufen, verheizen, krepieren…
Selenskyj verteidigt sein Land mit allen Mitteln. Das ist sein Recht und seine Not. Beide Seiten haben ihre Verbündeten und Partner. Die einen rasseln mit den eigenen Säbeln, einige führen Scheinabstimmungen durch, wieder andere liefern Haubitzen, Granaten, Flugabwehrsysteme und was die Rüstungsindustrie sich noch alles ausgedacht hat. Manche sprengen Brücken, andere steuern Drohnen, die Propagandamaschinerie heizt tüchtig ein – und als sei nicht schon Schweinerei genug, predigt Kirill Opfertod und Sündenerlass auf dem Feld – aber niemand stiftet Frieden. Wir geben uns als Söhne und Töchter der Politik, des Rechtes, der Militärbündnisse, der Freiheit – aber nicht als Kinder Gottes. Pazifisten geraten unter die Trümmer der wankenden eigenen Haltung und Militaristen haben es ja immer schon gewusst: der Friede muss bewaffnet sein.
Sind wir mit unserem Friedenslatein also am Ende? Müssten Christen und Kirchen nicht hundertprozentig gegen das Töten und für Gewaltfreiheit beten und demonstrieren. Oder dienen wir damit letztlich dem Unrecht und reden der Macht der Gewalt das Wort? Müssen wir Putin und seine Dämonen aushalten, um irgendwann Frieden zu bekommen?
Montags demonstrieren wieder die Wütenden. Aber nicht gegen den Krieg, sondern für die Wohnzimmertemperatur. Doch es geht nicht um Wohlfühlfrieden, der an der Heizkostenabrechnung endet. Ein Gaspreisdeckel stiftet keinen Frieden. Und bitte – der Hinweis auf den befreienden Einsatz der alliierten Truppen vor mehr als 77 Jahren hilft auch nicht. Wir stehen heute an einer ganz anderen Schwelle zur Apokalypse.
Frieden stiften heißt ausgelacht werden. Frieden stiften heißt Nachteile in Kauf nehmen. Frieden stiften heißt Unrecht aushalten. So ist das nun mal, wenn wir Gottes Kinder sein wollen. Lasst uns Frieden stiften. Um des Himmels und der Menschen Willen.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade