Kleine Schritte gegen heiße Krieger (von Berthold Keunecke, Herford)
Einfach faszinierend, in diesen Tagen auf die leuchtend grünen Bäume zu schauen, endlich wieder die Schmetterlinge zu bestaunen und die Flugkünste der Schwalben. Es sieht alles so friedlich aus – und doch wollen mir die erschreckenden Bilder der Kriegsereignisse rundherum nicht aus dem Kopf. Ukraine, Sudan, Israel-Palästina: Unglaubliche Gegensätze. Ist das alles die Wirklichkeit unserer Welt? Sicher nicht – oder?
Das Versprechen Gottes an Noah am Ende der Sintflut klingt in meinen Ohren: Nie werden aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und doch verhindern Dürre und Überschwemmung in so vielen Ländern die Ernte, und doch treiben wir den Klimawandel durch unsere Trägheit voran. Passt denn das zusammen? Sicher nicht – oder?
Wo immer aber ich aktiv werde, da lösen sich die Widersprüche in mir. Wenn ich durch den Wald gehe, kann ich mich einlassen auf die Fülle der Schöpfung, kann eintauchen und bade in ihrer Lebenskraft. Und wenn ich zu Haus am Rechner sitze, kann ich aktiv werden für das Schweigen der Waffen. Heute, am 15. Mai, ist z.B. der internationale Tag der Kriegsdienstverweigerung. Ich habe über die Homepage von Pro Asyl und dem Verein für Kriegsdienstverweigerung Connection (www.de.connection-ev.org) eine Mail an politisch Verantwortliche in Europa geschickt – mit der Bitte, Kriegsdienstverweigerern aus Russland, Belarus und der Ukraine Asyl zu gewähren. Ein kleiner Schritt, um die politische Unterstützung der heißen Krieger zu schwächen. Ich spüre, da werde ich gebraucht.
Wo ich aktiv werde, da verkrümeln sich die Widersprüche in meinem Kopf. Danke, Gott! Du gibst mir den Mut dazu.
Berthold Keunecke, Pfarrer in Herford, Mitglied im Versöhnungsbund
Motto: „Sicher nicht – oder?“
Sicherlich, Gott, du hast es schon Noah versprochen:
So schenke uns neu die Gewissheit, dass wir in der Kraft deines Geistes Solidarität üben und verzichten lernen, und der Klimakatastrophe Einhalt gebieten können.
Darum bitten wir gemeinsam: „Herr, erbarme dich.“
Sicherlich, Gott, du hast dein Volk durch deine Propheten zurechtgewiesen und dann neue Hoffnung gestiftet. Du hast unser Vertrauen auf Götzen und Waffen gebrandmarkt, und uns dann ein Reich des Friedens zugesagt.
So schenke uns neu die Gewissheit, dass deine versöhnende Kraft Frieden stiften kann, dass wir die Verantwortlichen drängen können, Verhandlungen statt Krieg zu führen, auf dass das menschenverachtende Schlachten ein Ende finde.
Darum bitten wir gemeinsam: „Herr, erbarme dich.“
Sicherlich, Gott, du hast deinen Sohn zu uns gesandt, damit wir die Kraft von Liebe und Gewaltfreiheit von ihm lernen. In ihm hast du uns den Weg gewiesen, der in dein Reich der Gerechtigkeit führt.
So schenke uns neu die Gewissheit, dass wir ihm getrost folgen können, auch wenn wir das Ziel des Weges nicht erkennen. Gib uns die Kraft, bedingungslos zu lieben und neue Wege des Friedens zu gehen.
Darum bitten wir gemeinsam: „Herr, erbarme dich.“
Sicherlich, Gott, du hast durch deinen Heiligen Geist unserer Kirche Kraft geschenkt, trotz Verfolgung und Leid die Gemeinschaft der Glaubenden zu stärken.
So schenke uns allen neu die Gewissheit, dass du uns mit deiner Kraft begleitest, in Krankheit und Trauer, in Einsamkeit und im Streit. Schenk uns das Vertrauen in deine Hilfe, jetzt und alle Zeit. Amen.
Darum bitten wir gemeinsam: „Herr, erbarme dich.“
Amen.
Berthold Keunecke (b.keunecke@web.de) ist Vertreter des Internationalen Versöhungsbundes Deutschland im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade