
Kirchentag 2025 in Hannover: Frieden wecken statt Kriege führen
Kirchentag Hannover 2025: Frieden leben – von der Tradition zur Zukunft
Wenn Hannover vom 30. April bis 4. Mai 2025 Gastgeber des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentages wird, steht eines im Mittelpunkt: Frieden. Diese Ausrichtung kommt nicht von ungefähr – sie hat Tradition. Denn in Hannover wurden Kirchentage immer wieder zu eindrucksvollen Friedenszeichen. Schon 1983, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, war es ein Kirchentag in dieser Stadt, der mit dem Motto „Umkehr zum Leben – Es ist genug für alle da“ eine mutige Botschaft gegen Aufrüstung, Atomwaffen und soziale Ungleichheit formulierte. Diese friedenspolitische Haltung ist in Hannover bis heute lebendig – und aktueller denn je.
Friedensimpulse im offiziellen Programm des Kirchentag 2025 in Hannover
Das offizielle Programm des Kirchentages 2025 ist so vielfältig wie die Menschen, die es gestalten. Auch um das Thema Frieden wird ein umfassendes inhaltliches Angebot geschaffen, das dazu einlädt, sich mit Fragen von Gewaltfreiheit, Friedensethik und politischem Handeln auseinanderzusetzen.
Den Auftakt macht das große Podium „Beherzt für den Frieden – Gewaltfreiheit wagen“, das am Donnerstag in der historischen Marktkirche stattfindet. Internationale Stimmen aus Belarus, Italien, Kroatien und den Niederlanden geben Einblick in zivilgesellschaftliches Engagement und gewaltfreien Widerstand. Kontrovers und politisch wird es am Freitag bei der Podiumsdiskussion „Mit Waffen Frieden schaffen?“ in Halle 4, wo Vertreter:innen aus Politik, Bundeswehr und Friedensbewegung miteinander ins Gespräch kommen – unter anderem mit Generalleutnant a.D. Alfons Mais von Sandrart. Und am Samstag steht mit Margot Käßmann eine prominente Stimme des Friedens auf dem Podium „Frieden kommt nicht von allein“.
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Beherzt für den Frieden – Gewaltfreiheit wagen
Do, 11:00–12:30, Marktkirche
Ökumenisches Podium mit Stimmen aus Kroatien, Italien, Belarus & den Niederlanden -
Deutsche Zerrissenheit – Mit Waffen Frieden schaffen?
Fr, 11:00–12:30, Halle 4, Messe
Podium zur Zeitenwende, Sicherheit und Militär -
Frieden kommt nicht von allein – Hauptpodium
Sa, 15:00–17:00, Halle 2, Messegelände
Mit Margot Käßmann und Generalleutnant von Sandrart -
Globalisierung am Ende? Deutscher Wohlstand in Zeiten von Krieg & Krisen
Sa, 15:00–17:00, Halle 17 -
Mal nach dem Rechten sehen – Kirchliches Engagement gegen Rechtsextremismus
Fr, 15:00–17:00, Halle 2, Messe
Neben diesen großen Bühnenformaten gibt es eine Vielzahl interaktiver Angebote: Workshops zur Friedensbildung, Argumentationstrainings gegen Rechtspopulismus und ein interreligiöses Programm von Coexister Deutschland rücken gesellschaftliche Herausforderungen in den Mittelpunkt. Besonders Jugendliche finden in kreativen Formaten wie dem Graphic-Novel-Workshop „Gegen mein Gewissen“ oder bei Friedensgebeten einen niederschwelligen Zugang zu komplexen Themen.
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„Wie geht Frieden?“ – Interreligiöse Friedenserziehung
Do & Fr, 17:00–18:30, Haus der Religionen
Sa, 17:00–18:30 mit Expert:innen aus Islam & Christentum -
Als Christ:in Soldat:in sein – geht das?
Do, 15:00–16:00, VHS -
Menschlichkeit im Krieg bewahren – Ukraine-Hilfe
Sa, 11:00–12:30, VHS -
Alternativen zu Krieg und Militär – Zivile Konfliktbearbeitung
Sa, 13:00–14:30, VHS -
Mit Friedenshoffnung & politischer Nüchternheit
Sa, 17:00–18:30, VHS -
Stark sein gegen Rechtsextremismus – Gewaltfrei handeln
Fr, 11:00–12:30, VHS -
Planspiel: Friedensgebot und Rüstungsexporte
Fr, 14:00–15:30, Messegelände -
Seid mit dem Herzen stark! Gewaltfreiheit als Haltung
Fr, 17:00–18:30, VHS
Auch theologisch wird der Frieden reflektiert: In Bibelarbeiten, Gesprächsformaten zur Militärseelsorge und dem ökumenischen Gottesdienst „Mutig, stark, beherzt den Frieden wagen“ mit Bischöfin Kirsten Fehrs wird deutlich, dass Frieden kein Randthema der Kirche ist – sondern ihr Kern.
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Imagine Peace – Gedenken an Länder im Krieg
Do, 16:00–17:00, St. Clemens, mit Sant’Egidio -
Friedensgottesdienst: „Mutig, stark, beherzt den Frieden wagen“
Fr, 13:30–14:30, St. Johannis -
Entfeindet euch! – Lesung
Do, 11:30–12:30, Künstlerhaus -
Chorkonzert: „Komm, wir singen für den Frieden!“
Fr, 15:30–17:00, Gartenkirche
Auswahl mit Schwerpunkt „Frieden“ – Dank an die AGDF für die Zusammenstellung
Die Ökumenische FriedensDekade: Präsenz und Zeichen setzen
Mit einem eigenen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten ist auch die Ökumenische FriedensDekade auf dem Kirchentag vertreten. Hier können Besucher nicht nur Materialien zum Motto „Komm den Frieden wecken“ entdecken, sondern auch ins Gespräch kommen – über Erfahrungen aus der Gemeindearbeit, über aktuelle politische Entwicklungen und darüber, wie Christen heute sichtbar Friedenszeichen setzen können.
Ob Postkarten, Aufnäher oder Buttons: Die Friedenszeichen der FriedensDekade tragen sich leicht – aber senden eine klare Botschaft. Wer noch nicht bestellt hat, kann dies direkt im Shop der FriedensDekade tun: www.friedensdekade.de/shop
Parallelveranstaltung: Das Ökumenische Friedenszentrum in der Innenstadt
Parallel zum Kirchentag wird vom 1. bis 3. Mai 2025 in den Verdi Höfen (in der Innenstadt von Hannover) das Ökumenische Friedenszentrum tagen. Die Aktion „friedensfähig statt kriegstüchtig“, initiiert unter der Schirmherrschaft von Margot Käßmann, versteht sich als kritischer Begleiter des Kirchentags – und als visionäre Kraft.
Im Gemeindehaus St. Marien wird ein Ort geschaffen, an dem gewaltfreie Alternativen zur aktuellen Aufrüstungslogik im Mittelpunkt stehen. Workshops zu ziviler Konfliktbearbeitung, Trainings in gewaltfreier Kommunikation sowie Erfahrungsberichte über Friedensdienste im In- und Ausland machen das Friedenszentrum zu einem praktischen Labor für Konfliktlösung ohne Waffen.
Theologisch wird mit Bibelarbeiten – etwa zu Römer 13,11 „Die Stunde ist da“ – und kontroversen Diskussionen über Militärseelsorge und Wehrpflicht die Frage nach dem friedensethischen Selbstverständnis der Kirchen gestellt. Kunstaktionen, Ausstellungen historischer Friedensplakate und ein Poetry Slam mit dem Titel „Worte statt Waffen“ machen deutlich: Hier geht es nicht nur um Theorie, sondern um Inspiration und Engagement.
Wer das Friedenszentrum besucht, wird erleben, wie Kirche und Zivilgesellschaft gemeinsam Visionen entwickeln – für eine friedensfähige Gesellschaft, jenseits nationaler Sicherheitsstrategien.
- Datum: 1.–3. Mai 2025
- Veranstaltungszentrum „ROTATION“ in den ver.di-Höfen, Hannover
- Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich
Highlights im Programm:
Donnerstag, 1. Mai – Friedenssynode & Auftakt
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Bibelarbeit „Liebet eure Feinde!“ mit Margot Käßmann
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Konsultationen & Verabschiedung des „Christlichen Friedensrufs Hannover 2025“
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Vortrag von Jochen Cornelius-Bundschuh: „Gottes Friedensbewegung und unsere Schritte“
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Politisches Abendgebet
Freitag, 2. Mai – Friedensethik & praktische Impulse
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Bibelarbeit mit Bischof Friedrich Kramer
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Workshops zu Gewaltfreier Kommunikation, Kapitalismus & Krieg, Friedensinitiativen u.v.m.
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Vortrag von Prof. Dr. Fernando Enns zur „Theologie der Gewaltfreiheit“
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Musikalische Lesung „Entrüstet Euch“ mit Margot Käßmann
Samstag, 3. Mai – Biblische Friedensbilder & Abschluss
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Bibelarbeit mit Prof. Dr. Klara Butting: „Friede – die Mutter aller Wesen“
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Workshops zu Friedensbildern, sozialen Verteidigungsformen, US-Raketenstationierung in Europa
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Segensreicher Abschluss mit geistlicher Stärkung
Prominente Mitwirkende: Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann (Schirmfrau); Bischof Friedrich Kramer (Friedensbeauftragter EKD); Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (AGDF); Prof. Dr. Fernando Enns (Theologie der Friedenskirchen); Prof. Dr. Klara Butting (Woltersburger Mühle)
Das Friedenszentrum versteht sich als unabhängige Stimme – organisiert von über 25 Friedensorganisationen aus Kirche, Wissenschaft & Zivilgesellschaft.
Warum Hannover 2025 unverzichtbar ist
Angesichts weltweiter Kriege, wachsender gesellschaftlicher Polarisierung und einer erschütternden Rhetorik der Aufrüstung ist der Kirchentag 2025 ein notwendiger Ort. Ein Ort der Hoffnung, des Diskurses und des Widerstands gegen das scheinbar Unvermeidliche. Hannover wird dabei nicht nur zur Gastgeberstadt – sondern zum lebendigen Symbol christlicher Friedensarbeit. Der Dreiklang aus offiziellem Programm, Friedenszentrum und zivilgesellschaftlichen Akzenten zeigt: Friedensfähigkeit ist nicht naiv, sondern notwendig.
Ob bei den großen Podien in den Messehallen, beim Friedensgebet in der Gartenkirche oder im kreativen Austausch mit Aktiven der FriedensDekade – die Einladung steht: Kommt nach Hannover. Kommt ins Gespräch. Kommt den Frieden wecken.
Externe Links:
Programm und Informationen zum Kirchentag: https://www.kirchentag.de
Friedenszentrum und Programmübersicht: Ökunemisches Friedenszentrum
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