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16. Mai 2014

Gier Macht Krieg oder Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung Impuls zum Motto von Jan Gildemeister

Die Verfasser waren Realisten: Menschen werden in der Bibel immer wieder mit Habgier, Machtgier, Unterdrückung und Gewalttätigkeit in Verbindung gebracht (z.B. Jer. 22,17). Jakobus wirft den Gemeindemitgliedern vor, dass ihre Gier nach Macht, Recht zu bekommen und den eigenen Vorteil zu Streitigkeiten bis hin zu Krieg führt. Damit verbindet er das individuelle Streben mit der gesellschaftspolitischen Ebene.

Ein Blick in die Medien bestätigt die in der Bibel beschriebenen Erfahrungen: Der Bundespräsident wirft den Banken und der Politik vor, aus der Finanzkrise nicht gelernt zu haben. Der GAU beim Atomkraftwerk Fukushima wäre vielleicht nicht passiert, wenn sich mit Atomkraft nicht so große Gewinne – zu Lasten der Allgemeinheit und der Umwelt – erzielen ließen und die staatliche Aufsicht besser funktioniert hätte. Der Aufbruch in Nordafrika bringt ins öffentliche Bewusstsein, dass die westlichen Staaten jahrzehntelang akzeptierten, dass in Ägypten, Tunesien oder Libyen Machthaber ihr Volk unterdrückten, da die wirtschaftlichen Beziehungen florierten und das Erdöl preiswert floss. Fleißig wurden auch von deutschen Firmen Waffen verkauft, die in Libyen zur brutalen Aufstandsbekämpfung eingesetzt wurden. Das FDP-Entwicklungsministerium sorgt sich weniger darum, dass die weltweite Armut bekämpft wird und gewaltfreie Mittel der Konfliktbearbeitung Vorrang bekommen. Nein, Ziel ist es primär, durch das Engagement von China im Streben um den preiswerten Zugang zu Rohstoffen und gute Geschäfte mit häufig undemokratischen Regierungen afrikanischer Staaten nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Die Gier nach Reichtum schlägt sich im kapitalistischen Wirtschaftssystem im Streben von Aktiengesellschaften nach Gewinnmaximierung nieder. Durch Militär sollen Einflusszonen gesichert werden, um letztlich unseren Reichtum zu sichern. Und die Machtlosen, Ärmsten sowie die natürliche Umwelt bleiben auf der Strecke.

Ist dies der Lauf der Dinge? Gibt es dazu keine Alternativen?

Die Verfasser der Bibel sind deutlich: Gier wird verdammt und Gerechtigkeit an die erste Stelle gesetzt. Der „Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ ist quasi die Antiposition zu Gier Macht Krieg. Wer nach Gerechtigkeit strebt, will nicht seinen Reichtum vermehren, wem Mitmenschen und Umwelt am Herzen liegen, der verzichtet auf Streit und extensiven Ressourcenverbrauch. Und die Kirchen fordern, dass sich analog die Prioritäten für Wirtschaftsstrukturen und Politik verschieben. Der Konziliare Prozess wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen Ende der 1980iger Jahre beschlossen und hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt, die im Mai 2011 mit der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation in Jamaika offiziell ihren Abschluss fand und an der sich weltweit viele Kirchen und Gemeinden beteiligt haben, ist eine Konkretion des Konziliaren Prozesses.

Es bleibt die nüchterne Frage: Was hat sich in den letzten 25 Jahren verändert? Ist das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden für die Kirchen wichtiger geworden? Gibt es weniger Kriege und mit Waffengewalt ausgetragene Konflikte in der Welt? Geht es den Ärmsten, den Flüchtlingen besser, hat die Umweltverschmutzung abgenommen? Die allgemeine Antwort darauf lautet: Es gibt Fortschritte, aber auch viele Fehlentwicklungen.

Entscheidend ist aber, dass wir als Christinnen und Christen aufgefordert sind, Verantwortung zu übernehmen, für unsere Lebensführung, für unsere Umwelt und für die Gesellschaft. Und da hilft es wahrzunehmen, dass wir nicht alleine auf dem Weg sind. Eine Vielzahl von Initiativen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ermutigt und schafft Möglichkeiten, sich konkret zu engagieren. Dazu gehören die 35 Mitgliedsorganisationen der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).

Durch Kurse der Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion KURVE Wustrow werden Menschen aus aller Welt in ziviler Konfliktbearbeitung praxisnah geschult. Der Oekumenische Dienst Schalomdiakonat in Wethen begleitet von ihm qualifizierte Fachkräfte im In- und Ausland fachlich bei ihrer Konfliktarbeit. Junge und ältere Menschen aus verschiedenen Ländern leisten in mehrmonatigen Freiwilligendiensten von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste einen konkreten Versöhnungsdienst. Über 20 Ausstellungen der Friedensbibliothek / Antikriegsmuseum, Berlin werden in Deutschland, aber auch in benachbarten europäischen Ländern in Kirchen oder öffentlichen Einrichtungen gezeigt und informieren jährlich zigtausend Besucher/innen über Persönlichkeiten, die sich für Verfolgte und Benachteiligte und gegen Krieg eingesetzt haben. Durch Projekte der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden setzen sich Schüler/innen beim Bau von Lehmhütten „nebenbei“ mit Fragen von Umweltschutz, Ungerechtigkeit und mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften auseinander. In Workcamps des christlichen Friedensdienstes yap-cfd verbinden Jugendliche aus verschiedenen Ländern die praktische Arbeit für soziale Projekte mit gemeinsamer Freizeitgestaltung und dem inhaltlichen Austausch in sog. Studyparts. Speziell qualifizierte Erzieherinnen tauschen sich initiiert vom Friedenskreis Halle mit palästinensischen Kolleginnen über ihre jeweilige gewaltpräventive Arbeit in Kindergärten aus.

Das Motto der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade legt den Finger in die Wunden, weist auf grundlegend Verkehrtes hin. Zugleich wird deutlich, dass „Gier Macht Krieg“ von Gott nicht gutgeheißen werden und es Alternativen gibt, denen wir Christinnen und Christen verpflichtet sind.

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