Zum Hauptinhalt springen
24. August 2020

Den Ruf nach Gewaltlosigkeit wach halten (von Maria Krieg, Jena)

40 Jahre Friedensdekade – ein Jubiläum? Ich sehe mich als Jugendliche. Eine Sakristei – Treffpunkt der Jungen Gemeinde, mitten in einer ostdeutschen Stadt in den 1980er Jahren. Einer von uns kam herein, zeigte auf seinen Ärmel: „Ich bin angehalten worden. Der Aufnäher – ich musste ihn da lassen. Er wurde abgeschnitten.“ Das Übliche folgte: Polizeikontrolle, Ausweis, Befragung … Uns wurde das kleine Zeichen der Friedensdekade „heilig“. Ein bisschen aufständisch sein, recht zu behalten in der Seligpreisung „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Zaghaft, aber doch den Schießwettbewerb in der Schule ablehnen. So erlebte ich den Anfang.

15 Jahre später. Ich stehe vor den Vereinten Nationen in New York. Wie klein ist die Plastik des sowjetischen Künstlers Jewgeni Wutschetitsch und Micha 4,3 „We shall beat our swords into plowshares“ („Wir werden unsere Schwerter in Pflugscharen umschmieden“) von 1957 – auch heute noch Logo der FriedensDekade.

Klein, stetiges Samenkorn des Widerstehens, stetiges Sandkorn im Getriebe der Kriegslogik, das transportiert die Friedensdekade für mich. Den Ruf nach Gewaltlosigkeit wach halten ­gegen den scheinbar unbesiegbaren „­Goliath“: Rüstungsproduktion, Rüstungsexport. Da ist Erinnern an vergessenes Unheil, Ermutigendes bergen, anstößig sein und vernetzt, Aktionen hier und dort, auch in unserer Stadt Jena. Wir schweigen für den Frieden in der Fußgängerzone, ziehen einen alten Kahn aus dem Wasser, um ein Flüchtlingsboot vor die Stadtkirche zu stellen. Wir beten mit einer kleinen Gemeindegruppe in der eiskalten Kirche mitten im November. Zehn Tage Friedensbittandachten. Ich sehe den lebensgroßen Christus in unserer Kirche an. Wenn mit ihm hier nichts für den Frieden getan wird, dann wird hier nichts getan. 40 Jahre FriedensDekade, das sind auch Jahre der Wüstenwanderung. Sie mahnt, erinnert, ermutigt zum Engagement für gerechte Politik, für einen gerechten Frieden. Können wir ihn selbst leben? Wir können umkehren dorthin – täglich.

Maria Krieg ist Pfarrerin im Evangelisch-­Lutherischen Kirchengemeindeverband Lobeda und Mitglied im Gesprächsforum Ökumenische FriedensDekade

Weitere Artikel

„Mehr Mut zum Zivilen Frieden“

10. November 2025
AGDF übt deutliche Kritik an neuer EKD-Friedensdenkschrift Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat sich kritisch zur neuen Friedens…

Komm den Frieden wecken – FriedensDekade 2025 in ganz Deutschland

8. November 2025
Frieden gestalten – in ganz Deutschland Unter dem Motto „Komm den Frieden wecken“ findet die Ökumenische FriedensDekade 2025 vom 9. bis 19. November…

Frieden neu denken

8. November 2025
Grußwort von Landesbischof Tobias Bilz zur EKD-Synode in Dresden und zum Start der Ökumenischen FriedensDekade Was die Welt im Innersten zusammenhält…
0
    0
    Einkaufswagen
    Der Einkaufswagen ist leerZurück zum Shop
      Versand berechnen
      Apply Coupon