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Monat: April 2020

Tatorte des Friedens

Von Friedemann Müller (April 2020)

Umkehr zum Frieden – das ist das zentrale Thema der Ökumenischen Friedensdekade überhaupt. Darum geht es den Akteuren der Friedensdekade nun schon 40 Jahre lang. Aktuell ist dieses Anliegen nach wie vor. Und es trifft uns in vielen Dimensionen unseres Lebens: Ganz persönlich umkehren, als Gesellschaft umkehren und als Weltgemeinschaft umkehren hin zum Frieden. Das setzt voraus, dass wir der Friedenshoffnung trauen. Frieden ist möglich. Gemeint ist damit nicht nur die Abwesenheit von physischer und psychischer Gewalt. Frieden ist Schalom, ein lebendiger Prozess des respektvollen Ausgleichs von Interessen, Versöhnung und Handeln im Horizont der Gerechtigkeit. So ist Frieden gleichermaßen persönlich und politisch.

Geboten scheint diese Umkehr zum Frieden allemal. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts spüren wir mehr denn je, die Notwendigkeit gemeinsam zu handeln, das Gegeneinander aufzugeben und Bedingungen zu schaffen, die auch den Kindern dieser Welt eine gute Zukunft versprechen. Frieden ist nachhaltig. Die großen Themen unserer Zeit wie die Verteilungsgerechtigkeit, Migrations-bewegungen, den Klimawandel und auch die Corona-Krise werden wir nur gemeinsam bewältigen. Das wird immer mehr Menschen klar.

Dann gibt es aber die anderen, die auf Rezepte alter Zeiten setzen, die Rüstungsausgaben erhöhen wie nie zuvor, die auf das Recht des Stärkeren setzen, die eine Ich-zuerst-Strategie zur ethischen Leitlinie erklären, die Grenzen dicht machen oder im Handstreich fremdes Land okkupieren, die Gesellschaften polarisieren und Hass säen, kurz, die den Kairos, die Zeichen der Zeit, nicht verstehen. Die Logik aber bleibt, was jemand sät, dass wird man ernten. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Es gibt keinen anderen Weg. Also Umkehren, Abwenden von allem, was uns hindert am Weg der Gerechtigkeit, am Weg eines fairen Miteinanders, am Weg zu einem lebenswerten Morgen. Dann merken wir, dass es nicht nur die anderen sind, die Umkehr nötig hätten. Es ist auch eine Frage der persönlichen Gestaltung von Beziehungen, des persönlichen Umgangs mit den Ressourcen dieser Welt, des persönlichen Widerstands gegen die zerstörerischen Mächte unserer Zeit.

Umkehr das ist im christlichen Glauben mit dem alten Wort „Buße“ ausgedrückt. Traditionell gehören zur Buße die Einsicht in falsches Handeln, das leidenschaftliche Wollen eines anderen Verhaltens (Reue) und zuletzt die Verhaltensänderung, also das Einüben in ein tatsächlich anderes Verhaltens. Wenn wir so Umkehr zum Frieden verstehen, werden wir uns fragen, was wir als Gesellschaft und einzelne auf dem Weg zum Frieden neu verstehen müssen? Was muss sich dringend ändern? Worin liegt Zukunft? Antworten auf diese Fragen wären ein Anfang.  Buße als „umkehren in die offenen Arme Gottes“ (Martin Luther) zeigt das Ziel dieser Neuausrichtung an, die Verwandlung des Lebens hin zu einem neuen Lebenswandel. Deshalb kann Umkehr zum Frieden nicht stehen bleiben bei Appellen und Situationsanalysen. Sie muss Visionen entwickeln, ein leidenschaftliches Wollen und Tat werden. Die Friedensdekade ist ein guter Ort damit weiter zumachen und Tatorte des Friedens zu schaffen.

Friedemann Müller, geb. 1962, Dipl.-Religionspädagoge, viele Jahre als Jugendreferent tätig, heute Theologischer Studienleiter im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg

Tatorte des Friedens

Von Friedemann Müller (April 2020)

Umkehr zum Frieden – das ist das zentrale Thema der Ökumenischen Friedensdekade überhaupt. Darum geht es den Akteuren der Friedensdekade nun schon 40 Jahre lang. Aktuell ist dieses Anliegen nach wie vor. Und es trifft uns in vielen Dimensionen unseres Lebens: Ganz persönlich umkehren, als Gesellschaft umkehren und als Weltgemeinschaft umkehren hin zum Frieden. Das setzt voraus, dass wir der Friedenshoffnung trauen. Frieden ist möglich. Gemeint ist damit nicht nur die Abwesenheit von physischer und psychischer Gewalt. Frieden ist Schalom, ein lebendiger Prozess des respektvollen Ausgleichs von Interessen, Versöhnung und Handeln im Horizont der Gerechtigkeit. So ist Frieden gleichermaßen persönlich und politisch.

Geboten scheint diese Umkehr zum Frieden allemal. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts spüren wir mehr denn je, die Notwendigkeit gemeinsam zu handeln, das Gegeneinander aufzugeben und Bedingungen zu schaffen, die auch den Kindern dieser Welt eine gute Zukunft versprechen. Frieden ist nachhaltig. Die großen Themen unserer Zeit wie die Verteilungsgerechtigkeit, Migrations-bewegungen, den Klimawandel und auch die Corona-Krise werden wir nur gemeinsam bewältigen. Das wird immer mehr Menschen klar.

Dann gibt es aber die anderen, die auf Rezepte alter Zeiten setzen, die Rüstungsausgaben erhöhen wie nie zuvor, die auf das Recht des Stärkeren setzen, die eine Ich-zuerst-Strategie zur ethischen Leitlinie erklären, die Grenzen dicht machen oder im Handstreich fremdes Land okkupieren, die Gesellschaften polarisieren und Hass säen, kurz, die den Kairos, die Zeichen der Zeit, nicht verstehen. Die Logik aber bleibt, was jemand sät, dass wird man ernten. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Es gibt keinen anderen Weg. Also Umkehren, Abwenden von allem, was uns hindert am Weg der Gerechtigkeit, am Weg eines fairen Miteinanders, am Weg zu einem lebenswerten Morgen. Dann merken wir, dass es nicht nur die anderen sind, die Umkehr nötig hätten. Es ist auch eine Frage der persönlichen Gestaltung von Beziehungen, des persönlichen Umgangs mit den Ressourcen dieser Welt, des persönlichen Widerstands gegen die zerstörerischen Mächte unserer Zeit.

Umkehr das ist im christlichen Glauben mit dem alten Wort „Buße“ ausgedrückt. Traditionell gehören zur Buße die Einsicht in falsches Handeln, das leidenschaftliche Wollen eines anderen Verhaltens (Reue) und zuletzt die Verhaltensänderung, also das Einüben in ein tatsächlich anderes Verhaltens. Wenn wir so Umkehr zum Frieden verstehen, werden wir uns fragen, was wir als Gesellschaft und einzelne auf dem Weg zum Frieden neu verstehen müssen? Was muss sich dringend ändern? Worin liegt Zukunft? Antworten auf diese Fragen wären ein Anfang.  Buße als „umkehren in die offenen Arme Gottes“ (Martin Luther) zeigt das Ziel dieser Neuausrichtung an, die Verwandlung des Lebens hin zu einem neuen Lebenswandel. Deshalb kann Umkehr zum Frieden nicht stehen bleiben bei Appellen und Situationsanalysen. Sie muss Visionen entwickeln, ein leidenschaftliches Wollen und Tat werden. Die Friedensdekade ist ein guter Ort damit weiter zumachen und Tatorte des Friedens zu schaffen.

Friedemann Müller, geb. 1962, Dipl.-Religionspädagoge, viele Jahre als Jugendreferent tätig, heute Theologischer Studienleiter im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg

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